
Neven Subotić
„Bevor ich einer Nation angehöre, bin ich erst einmal ein Mensch.“
Zur Person
Neven Subotić wurde am 10.Dezember 1988 in Banja Luka, Bosnien geboren. 1990 kam er mit seinen Eltern und seiner Schwester nach Deutschland, wo sie bis Ende der Neunziger in der Nähe von Pforzheim lebten. Als die Abschiebung drohte, bewarb sich die Familie erfolgreich für eine Einwanderungserlaubnis in die USA. Zunächst ging es nach Salt Lake City in Utah, wo Neven Subotić mit seinen Einsätzen in der Jugendnationalmannschaft den Grundstein für seine Fußballkarriere legte. Seinen ersten Profivertrag schloss er im Jahr 2006 mit dem Erstligisten Mainz 05, zwei Jahre später folgte Subotić seinem ehemaligen Mainzer Trainer Jürgen Klopp nach Dortmund zum BVB, mit dem er zweimal Meister und einmal Pokalsieger wurde. Nach einer Ausleihe an den 1. FC Köln verließ er Borussia Dortmund 2018, es folgten Stationen bei u.a. AS Saint-Étienne und Union Berlin. 2012 gründete er die Neven Subotić Stiftung, mit der er seither in verschiedenen afrikanischen Staaten aktiv ist, um Menschen in vornehmlich ländlichen Regionen durch den Bau von Brunnen und Sanitäranlagen Zugang zu sauberem Trinkwasser und Hygiene zu ermöglichen. Neven Subotić lebt mit Freundin und Hund in einer 90qm-Wohnung in Dortmund.
Dortmund, 18.01.2016. Im quadratischen Flur stapeln sich Wasserkanister. Einer ist gefüllt, ein 20-Liter-Exemplar. „Heben Sie mal hoch!“, regt der Sportler seine Gäste an. Im Gespräch werden wir noch sehen, wozu der kleine Test gut war. Auf das Flipchart hat eine gewisse „Sydney“ das Logo der Neven Subotic Stiftung mit den ein Herz umschließenden Händen gemalt. „Sie ist die Tochter eines Bekannten“, erklärt Subotic, „ein unfassbar liebes Mädchen, das sich um alle Menschen kümmern will.“ Ein Kaffee in der winzigen Teeküche ist schnell gemacht. Trotz der Eiseskälte und des soeben beendeten Trainings, das ihm sicher noch in den Knochen steckt, merkt man, dass der Star des BVB noch stundenlang weiter erzählen könnte … und alles andere als ein „typischer“ Fußballer ist.
Herr Subotic, auf der Webseite Ihrer Stiftung sowie den Bannern hier im Flur fällt sofort eine Zahl ins Auge: 663 Millionen Menschen sind auf der Welt immer noch ohne Zugang zu sauberem Wasser. Wer ermittelt so etwas eigentlich?
Um solche Statistiken zu erstellen, betreiben die Vereinten Nationen gemeinsam mit UNICEF das „Joint Monitoring Programme for Water Supply and Sanitation“. Nur ganz große Organisationen haben die Mittel und das Budget, derlei Forschungen anzustellen, die in diesem Fall gleich im doppelten Sinn „unbezahlbar“ sind. Fakten sind wichtig, damit der Weltöffentlichkeit das Ausmaß der Probleme bewusst wird. Anders ist die Not für viele Menschen nicht greifbar. In unserem Alltag stellen wir uns schließlich niemals die Frage, ob heute wohl Wasser aus dem Hahn kommt oder wir im Café eine funktionierende Toilette vorfinden. Oder ob das Wasser, das wir trinken, aus einer Pfütze stammt oder sauber gefiltert wurde und wenn ja, wer uns das garantiert. Deswegen ist es gut, die Missstände mit klaren Zahlen zu beleuchten. Wobei mir die Zahlen eher wenig sagen. Ich brauche die persönliche Ebene.
Wie sieht die aus?
Ich lerne zum Beispiel einen dieser kleinen Menschen kennen und denke mir: Das könnte ich sein, wäre ich in seinem Land unter seinen Bedingungen zur Welt gekommen. Darüber denkt man bei uns üblicherweise ja nicht nach. Statt einen Blick nach links oder rechts zu werfen, starrt man geradeaus und fragt sich, wann das neue iPhone erscheint.