Michael Schmidt-Salomon

Michael Schmidt-Salomon

„Die Unterscheidung zwischen Gut und Böse hat der Menschheit im Kampf um eine bessere Welt eher geschadet. Böse sind ja stets die anderen.“

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  • Marina Weigl
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Zur Person

12.10.2009, Besslich. Es gibt kaum eine bessere Zeit, mit Michael Schmidt-Salomon zu telefonieren, als das Jahr der Amokläufe und U-Bahn-Morde, in dem alle Menschen nach Gründen für „das Böse“ suchen. Dieses Böse gibt es nicht, behauptet der Philosoph und Vertreter eines anti-religiösen Humanismus schließlich, dafür aber Ursachen. In seinem neuen Buch ruft er daher dazu auf, die Moral abzuschaffen und gerade dadurch Handlungsfreiheit zu gewinnen, dass wir endlich den freien Willen verabschieden. Wie das gemeint ist, erläutert Schmidt-Salomon klar, präzise und pointiert um 10 Uhr vormittags.

Herr Schmidt-Salomon: Mussten Sie in den letzten Jahren Beerdigungen beiwohnen?

Michael Schmidt-Salomon: Ja, das musste ich. Glücklicherweise nicht so häufig.

Falls Sie selbst eng betroffen waren und Grund zur Trauer hatten: Wie tröstet man sich als – Zitat Ihres Buchumschlags – „Deutschlands Chef-Atheist“ in so einer Situation?

Der Trennungsschmerz bleibt letztlich gleich. Jeder Mensch, ob gläubig oder nicht, verliert jemanden, mit dem er gerne weiter gelebt hätte. Die interessante Frage ist, ob das himmlische Paradies wirklich eine tröstende Alternative sein kann. Ich habe kürzlich das Vorwort für Esther Vilars Buch „Die Schrecken des Paradieses“ geschrieben. Sie malt aus, was es bedeuten würde, tatsächlich ewig zu leben. Spätestens nach 10.000 Jahren würden wir auf die Knie fallen und unseren Schöpfer darum bitten, endlich vom Fluch der Unsterblichkeit erlöst zu werden.

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