
Dirk Van Gunsteren
„Witze sind schwierig zu übersetzen.“
Zur Person
Dirk van Gunsteren, geboren 1953, wuchs als Sohn eines Holländers und einer Deutschen in Duisburg auf. Sein ausgezeichnetes Englisch eignete er sich auf langen Reisen und aus Büchern an. Er studierte Amerikanistik in München und fuhr parallel dazu sieben Jahre Taxi. Seit 1984 arbeitet van Gunsteren als Übersetzer und hat bislang über 60 Bücher ins Deutsche übertragen. Er gilt als einer der besten Prosa-Übersetzer englischsprachiger Literatur (u.a. von Philip Roth, T.C. Boyle, John Irving, Patricia Highsmith, John Grisham). Van Gunsteren lebt in München.
19.12.2006, München. In einer Altbau-Wohnung in Schwabing empfängt uns ein sympathischer, jungenhafter Mann: Dirk van Gunsteren. Der Übersetzer empfiehlt uns die Küche für das Gespräch, weil es dort wärmer ist, aber wir möchten ins Wohnzimmer, zu seinen Büchern. Van Gunsteren nimmt sich viel Zeit. Kalt oder langweilig wird es nicht.
Herr van Gunsteren, beim Vorgespräch per Telefon fragten Sie erstaunt, warum ich überhaupt mit Ihnen sprechen möchte.
Dirk van Gunsteren: Ja, stimmt.
Vielleicht weil es ohne Übersetzer keine Literatur fremdsprachiger Autoren in Deutschland gäbe, keine Weltliteratur. Andererseits spielen Übersetzer im öffentlichen Kulturleben praktisch keine Rolle. Woher kommt diese Diskrepanz?
Übersetzer werden kaum wahrgenommen, im allgemeinen Bewusstsein sind sie nicht verankert. Man liest ein Buch von J.D. Salinger oder Virginia Woolf, aber den meisten Leuten ist es nicht präsent, dass sie eine Übersetzung in den Händen halten. Und so sitzen Übersetzer in ihrem Kämmerlein und werden nicht wahrgenommen.