Cornelius-Stiftung

September 2017 / Seite 3 von 3

Über das Projekt KidKit

Mit einer Mischung aus salopper Sprache und ernstem Anliegen bietet die Internetplattform KidKit bundesweit „Hilfe bei Problemeltern“. Es ist das dritte große Schwerpunktprojekt der Cornelius-Stiftung, das die Zielsetzung verfolgt, Hilfsangebote für Kinder suchtkranker Eltern miteinander zu vernetzen. Ein Informationsgespräch mit der Projektleiterin und Diplom-Sozialpädagogin Anna Buning.

Frau Buning, wie und mit welcher Zielsetzung wurde das Projekt KidKit gegründet?

Initiiert wurde es im Jahr 2002 von Prof. Dr. Michael Klein, dem Leiter des Deutschen Instituts für Sucht- und Präventionsforschung und Professor für Klinische und Sozialpsychologie an der Katholischen Hochschule NRW. Er hat zuvor in verschiedenen Fachkliniken als Klinischer Psychologe/Psychotherapeut gearbeitet und dabei den Eindruck gewonnen, dass Kinder suchtkranker Eltern in vielerlei Hinsicht zu kurz kommen. Das System hat sie nicht genug im Blick, zudem sind sie schwer zu erreichen. Aus Angst und Scham fällt es vielen von ihnen schwer, Hilfe anzunehmen. Daher empfiehlt sich ein niedrigschwelliges Angebot, bei dem man sich erst einmal anonym melden kann – und genau das bietet unsere Internetseite mit Online- und Chatberatung.

Wer betreut das Angebot?

Für KidKit wurde zunächst der gemeinnützige Verein namens „KOALA“ gegründet, darüber hinaus kooperieren wir mit der Drogenhilfe Köln. Hier gibt es für KidKit derzeit vier hauptamtliche Mitarbeiter, die in der Beratungspraxis fit sind. Hinzu kommen zwölf ehrenamtliche Mitarbeiter, die für die Beratung geschult worden sind.

Wie kann man sich eine solche Beratung vorstellen?

Zunächst melden sich die Betroffenen entweder unter der Chat-Beratung oder unter der Online-Beratung bei uns, in der Regel anonym mit einem Nickname. Oftmals wird uns zuerst die Frage gestellt, ob das auch wirklich alles anonym vonstattengeht, woraufhin wir kurz erklären, wie das bei uns läuft. Über die nächsten Wochen erzählen uns die Kinder dann nach und nach von ihren Problemen, woraufhin wir gemeinsam nach Lösungsmöglichkeiten suchen. KidKit wendet sich hier nicht nur an Kinder und Jugendliche, die unter der Suchterkrankung eines Elternteils leiden, wir beraten auch, wenn etwa psychische Erkrankungen bei den Eltern vorliegen oder es in der Familie Gewalt oder sexuellen Missbrauch gibt. Unser Ziel ist es, den Betroffenen einen sicheren virtuellen Ort zur Verfügung zu stellen, an dem sie ohne Vorbehalte von ihren Erfahrungen berichten können. Es geht aber auch darum, sie an eine Hilfseinrichtung vor Ort zu vermitteln, die ihnen langfristig helfen kann.

Wie werden die Betroffenen im Idealfall auf Ihr Angebot aufmerksam?

Wir leisten viel Öffentlichkeitsarbeit und haben verschiedene Kampagnen ins Leben gerufen, zum Beispiel eine erfolgreiche Plakatkampagne in U-Bahnen und die Produktion und Veröffentlichung eines Musikvideos und eines animierten Videoclips. Derzeit planen wir die Videos in Kino-Werbeblöcken vor dem Nachmittagsprogramm unterzubringen. Auch wollen wir verstärkt im Internet auf KidKit aufmerksam machen. Dazu dient ab nächstem Jahr auch das Projekt KidKit-Networks.

Was hat es damit auf sich?

Wir richten eine digitale Landkarte und eine Datenbank ein, auf der alle Angebote, die es für Kinder und Jugendliche suchtkranker, gewalttätiger, psychisch kranker und glücksspielsüchtiger Eltern gibt, verzeichnet sind. Eine solche aktuelle Übersicht hierzu fehlt bisher, so dass es Kindern, Jugendlichen, aber auch Angehörigen, Lehrern und Fachkräften schwerfällt, gezielt ein passendes Angebot zu finden. Selbst wir mussten in unserer Arbeit beobachten, dass oft unnötig viel Recherche notwendig war, um Kinder und Jugendliche an die richtigen Stellen zu vermitteln. Im Zuge des Aufbaus dieser Datenbank haben wir endlich mit allen relevanten Stellen bundesweit gesprochen und in Erfahrung gebracht, wo die entsprechenden Schwerpunkte liegen. Im April nächsten Jahres gehen wir damit an den Start.

Zur Person

Punktgenaue Unterstützung, innovative Hilfsangebote und ein langfristiges Engagement. Die Cornelius-Stiftung hat es sich zur Aufgabe gemacht, Kindern aus Familien mit Suchtproblemen beizustehen. Dazu finanziert sie in Köln drei Schwerpunktprojekte, die in ihrer Form bundesweit einzigartig sind – noch. Denn wenn diese Ansätze Schule machen, könnten sie in ganz Deutschland ein vernachlässigtes Problem lösen helfen. Im Gespräch mit den Mitarbeitern vor Ort begegnet man Tatendrang, Enthusiasmus und vorsichtigem Optimismus.

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