Tommy the Clown
„Wir reden hier von Ghettokids – wenn die jemanden in einem Mickey Maus-Kostüm sehen, dann verdreschen sie den.“
Zur Person
Thomas Johnson wurde am 09.01.1969 in Detroit geboren. Als Teenager zog er mit seiner Mutter nach South Central, einen der berüchtigtsten Stadtteile von Los Angeles. Wegen diverser Drogendelikte wurde er zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Nach seiner Freilassung trat er als Tommy The Clown bei Kindergeburtstagen auf und garnierte seine Show mit HipHop-Einlagen, woraus nach und nach die Tanzstile Clowning und Krumping entstanden. Johnson fand unter den Ghetto-Jugendlichen schnell Begleiter und Nachahmer, die mit ihm auftraten. Inzwischen veranstaltet er diverse Tanzwettbewerbe und geht mit seiner Show auf Welttournee. Johnson ist verheiratet und lebt in Los Angeles.
03.02.2007, Köln. Tommy The Clown, der Erfinder der Tanzstile Clowning und Krumping, ist am letzten Tag seiner Europatournee etwas ausgepowert. Nach dem Interview stärkt er sich mit einem Steak.
Tommy, können Sie erklären, wie aus einer Show, die Sie für einen Kindergeburtstag aufführten, ein weltweites Kulturphänomen wurde?
Tommy The Clown: Es fing an, als ich aus dem Gefängnis kam und bei einer Krankenversicherung arbeitete. Eine Kollegin fragte mich, ob ich nicht bei einem Geburtstag als Clown auftreten könne – ich sei doch immer so lustig. Es gab nur 20 Dollar dafür, aber ich dachte mir: Warum nicht? Also bi n ich mit meinem Auto vorgefahren, Fenster runter, Musik laut aufgedreht, und dann – bang! Ein Auftritt wie eine Explosion. Als ich drei Stunden später ging, war mir klar: Ich werde ein neuer Mensch. Ich werde Tommy, der HipHop-Party-Clown. Eine Woche später hat mich der nächste Kollege gefragt. Und dann ein Freund. Und noch einer. Alles lief über Mundpropaganda, und wie eine Lawine wurde es größer und größer.
Was faszinierte Sie am Dasein als Clown?
Wenn ich auf einer Party auftrat, spürte ich, dass ich die Kids unter Kontrolle hatte. Sie hatten Respekt, sie hörten mir zu. Ich war für sie ein Superheld im Clownskostüm, der noch dazu ihre musikalische Sprache – nämlich HipHop – sprach. Es kamen oft Eltern zu mir, die sagten, sie hätten noch nie jemanden gesehen, der ihre Kinder so unter Kontrolle hatte, ohne mit Druck und Verboten zu arbeiten. Und wir reden hier von Ghettokids – wenn die jemanden in einem Micky Maus-Kostüm sehen, dann verdreschen sie den. Aber bei mir haben die sich das nicht getraut. Es war auch keine Show im herkömmlichen Sinne. Mein Publikum sitzt nicht still; bei mir können und sollen alle mitmachen. Und zwar nicht nur die Kids, auch die Eltern.