Sebastian Sons
„Sport hilft, sich auf der Weltbühne größer zu machen, als man ist.“
Zur Person
Sebastian Sons (geboren 1981 in Berlin) studierte Islamwissenschaft, Neuere Geschichte und Politikwissenschaften in Berlin und Damaskus. Er promovierte zur Mediatisierung von pakistanischen Arbeitsmigranten in Saudi-Arabien, wofür er ein halbes Jahr in Pakistan verbrachte. Sons ist Regionalexperte für die arabischen Golfmonarchien und arbeitet als Wissenschaftler beim Center for Applied Research in Partnership with the Orient (CARPO). Er spricht mehrere Sprachen, darunter arabisch, und gilt als profunder Kenner der arabischen Region, die er häufig bereiste. 2016 erschien sein Buch „Auf Sand gebaut. Saudi-Arabien ¬– ein problematischer Verbündeter“ (Propyläen), 2022 „Menschenrechte sind nicht käuflich. Warum die WM in Katar auch bei uns zu einer neuen Politik führen muss“ (Atrium Verlag). Sebastian Sons lebt in Berlin.
23. September 2022, Doha. Sebastian Sons ist Islamwissenschaftler, Nahost-Experte und Autor des Buches „Menschenrechte sind nicht käuflich. Warum die WM in Katar auch bei uns zu einer neuen Politik führen muss“. Zum Gespräch erreichen wir ihn telefonisch in Katars Hauptstadt Doha, wo Ende November die Fußballweltmeisterschaft beginnt – die umstrittenste aller Zeiten. In dazu passenden 90 Minuten Gesprächszeit erklärt Sebastian Sons, warum die Kritik an Katar und der WM für ihn mal problematisch, mal doppelmoralisch daherkommt – und berichtet, was die Menschen vor Ort eigentlich darüber denken.
Sebastian Sons, sind Sie Fußballfan?
Ich bin seit klein auf Fan von Eintracht Frankfurt, als gebürtiger Berliner aber auch Sympathisant von Hertha BSC.
Sie sind beruflich seit Jahren viel in arabischen Ländern unterwegs. Besuchen Sie dort Spiele?
In Katar habe ich es noch nicht getan, aber in Saudi-Arabien, und ehrlich gesagt war ich positiv überrascht von der Stimmung im Stadion. Es gibt dort ernstzunehmende Fangruppierungen, was von der Regierung sogar gepusht wird, indem sie versucht, eine Art Ultra-Szene und eine gewisse Rivalität in den sozialen Netzwerken zu fördern. Das beruht wohl auf dem Wunsch des Kronprinzen Mohammed bin Salman, Fußball im Rahmen der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Transformation des Landes als Treiber zu nutzen. Saudi-Arabien hat große Ambitionen, nicht nur weltweit in Fußball zu investieren – was man beispielsweise an der Übernahme des englischen Clubs Newcastle United sieht –, sondern man bemüht sich auch, im eigenen Land ein professionelles Fußball-System aufzubauen, das irgendwann grenzübergreifend attraktiv sein könnte.