Saskia Esken & Norbert Walter-Borjans
„Als Volkspartei liegt unser Schwerpunkt beim Populären.“
Zur Person
Saskia Esken (geboren am 28. August 1961 in Stuttgart) wuchs in einem linken sozialdemokratischen Elternhaus auf. Nach Abbruch eines Studiums der Germanistik und Politikwissenschaft jobbte sie u.a. als Paketzustellerin und Kellnerin. Danach wurde sie Informatikerin, gab ihre Berufstätigkeit aber zugunsten der Erziehung ihrer drei Kinder zu Hause auf. Als Jugendliche war sie in einem linken Jugendzentrum in Weil der Stadt aktiv; in die SPD trat sie erst mit 30 Jahren ein. Sie engagierte sich ehrenamtlich in der Elternvertretung und war von 2012 bis 2014 stellvertretende Vorsitzende des Landeselternbeirats Baden-Württemberg. 2013 wurde sie Abgeordnete im Deutschen Bundestag. Bei der SPD-Urwahl zum Parteivorsitz 2019 kandidierte sie zusammen mit Nobert Walter-Borjans und gewann überraschend – nicht zuletzt, weil sie sich als Gegner der Großen Koalition positionierten und dabei Unterstützung von den Jusos fanden.
Nobert Walter-Borjans (geboren am 17. September 1952 in Krefeld-Uerdingen) besuchte als Sohn eines Schreiners und einer Schneiderin die Volksschule und war dann der erste Junge aus seiner Straße, der zum Gymnasium ging – wo ihm sein Lehrer sogleich prophezeite, er würde mindestens ein Mal sitzen bleiben. Tat er nicht. Walter-Borjans studierte zwei Semester Informatik, dann Volkswirtschaftslehre, in der er auch promovierte. Er machte nach Stationen in der freien Wirtschaft und im Öffentlichen Dienst Karriere bei der SPD, in die er mit 30 Jahren eingetreten war. NoWaBo, wie er auch gerufen wird, arbeitete in der Staatskanzlei von NRW-Ministerpräsident Johannes Rau, als dessen Regierungssprecher er in den 90er-Jahren tätig war. Nach kurzen Stationen u.a. als freier Unternehmensberater wurde er 2010 Finanzminister in NRW und erlangte Bekanntheit als Bekämpfer großer Steuerbetrugsfälle. So verantwortete er den Ankauf diverser CDs von Quellen aus der Schweiz mit Daten über Steuersünder. Seit Dezember 2019 ist der Vater von vier Kindern zusammen mit Saskia Esken Bundesvorsitzender der SPD.
15. Januar 2021, Berlin. Seit gut einem Jahr führen Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans die SPD als Vorsitzenden-Duo. An einem tristen Lockdown-Tag kommen sie im fast verwaisten Willy-Brandt-Haus zusammen, um Antworten auf die Frage zu geben: Wann wird die SPD wieder Pop – im Sinne von populär für die Masse? Das Gespräch findet im Helmut-Schmidt-Saal statt, wo normalerweise das Parteipräsidium tagt, direkt unter dem Dach des Hauses. „Leibhaftig“ anwesend ist Saskia Esken, ihr Co-Vorsitzender sitzt in Düsseldorf und schaltet sich via Videocall dazu. Man merkt, dass die beiden eine gemeinsame Wellenlänge besitzen. Neben politischen Themen geht es um Saskia Eskens kurze Karriere als Straßenmusikerin und Norbert Walter-Borjans‘ Tätigkeit als DJ im Jugendzentrum.
Frau Esken, Herr Walter-Borjans, kennen Sie die Gruppe SDP?
Saskia Esken: Nein, noch nicht. (greift zum Smartphone)