
Sahra Wagenknecht
„Politik und Intrige, die gehören leider eng zusammen.“
Zur Person
Sahra Wagenknecht (geboren am 16. Juli 1967 in Jena) wuchs in einem 400-Seelen-Dorf bei Jena bei ihren Großeltern auf. Mit Schulbeginn wohnte sie bei ihrer Mutter, einer Kunsthändlerin, in Ost-Berlin. Der Vater, ein Iraner, musste, als Sahra drei Jahre alt war, in seine Heimat zurück und gilt seither als verschollen. Ihren Namen, der amtlich Sarah lautete, änderte sie 2009 entsprechend der persischen Schreibweise. Als Politikerin engagierte sich Wagenknecht in der PDS, wurde 2007 Mitglied des Parteivorstands der Linkspartei. Von dem innerparteilichen linken Spektrum rückte sie zusehends in die Mitte, so äußerte sie sich 1992 noch positiv zur DDR, distanzierte sich später aber davon. Von 2004 bis 2009 saß Wagenknecht im Europaparlament, von 2015 bis 2019 war sie Fraktionsvorsitzende der Linken. Wagenknechts Veröffentlichungen und Positionen haben häufig zu heftigen Kontroversen innerhalb und außerhalb ihrer Partei geführt, aktuell zum Beispiel zum Thema Impfung. Seit 2014 ist sie mit dem Linken-Politiker Oskar Lafontaine verheiratet; das Paar lebt im saarländischen Merzig.
17. Januar 2018, Berlin. Sahra Wagenknecht hat zum Interview in ihr Abgeordnetenbüro im Bundestag gebeten. Auf dem Tisch liegt noch eine Dankeskarte mit einem kleinen Schokoladenweihnachtsmann, ausgestellt für die "Kollegen von der Reinigungsfirma". Die bekannteste Politikerin der Partei Die Linke erscheint in einem schicken hellen Kostüm, während des Gesprächs sitzt ihr Pressesprecher mit am Tisch, unterbricht aber nicht - bis auf eine Ausnahme: Als das Gespräch auf das umstrittene "Playboy"-Ranking der schönsten weiblichen Abgeordneten im Bundestag kommt, ist auch er neugierig, auf welchem Platz seine Chefin gelandet ist.
Frau Wagenknecht, in Ihren Teenagerjahren in der DDR waren Sie Punkerin, das dürfte manchen verwundern.
(lacht) Ja, kann sein, dass Punk meinem heutigen Image nicht unbedingt entspricht. Aber ich war immer eigenständig und auch etwas rebellisch. Damals war das meine Form, meine Unzufriedenheit über die versteinerten Strukturen und gesellschaftlichen Gegebenheiten in der DDR zum Ausdruck zu bringen.
Wie sind Sie damals in den 80er-Jahren in diese Szene geraten?
Ach, was heißt Szene? In der DDR gab es ja keine große Punkszene, wie es sie wahrscheinlich im Westen gegeben hat …