Peter Gauweiler

Peter Gauweiler

„Als Politiker müssen Sie sich die Tapferkeit im Scheitern bewahren.“

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06.02.2014, München. Es gibt wohl keinen lebenden CSU-Politiker, der so ein wandelnder Widerspruch ist wie Peter Gauweiler. Mitglied einer Partei, die auf die Macht abonniert ist, zugleich ewig nörgelnder Querkopf. Ein Trachtenjankerträger und grantiger Intellektueller, der Goethe zitiert und auch mal „Scheiße“ sagt, ohne es beim Autorisieren wieder einzukassieren. Noch vor ein paar Jahren war Gauweiler parteiintern nahezu kaltgestellt. Er galt als rhetorisches Ausnahmetalent, das allerdings nur selten der Parteilinie folgte. Dann kam die Eurokrise und mit ihr der Wiederaufstieg des Grantlers, der schon immer eurokritisch war. Heute ist Gauweiler Parteivize und Frontmann der CSU bei der Europawahl. Wir erreichen ihn in seiner Münchner Rechtsanwaltskanzlei, die Zeit ist knapp. Wahrscheinlich wird die Chefsekretärin bald milde mahnend im Türrahmen stehen und auf die Uhr deuten. Eile kann man aus Gauweilers Stimme indes nicht heraushören.

Herr Gauweiler, was ist an gescheiterten Menschen interessanter als an Siegern?

Peter Gauweiler: (überlegt) Vielleicht haben Sie das Buch „Der alte Mann und das Meer“ von Hemingway gelesen? Ein alter Fischer fährt aufs Meer hinaus, nach langem Kampf fängt er einen großen Fisch und sagt: Ich gewinne gegen dich, Fisch! Er kämpft weiter und weiter, aber während er ihn an seiner Angelschnur mit sich zieht, fressen die anderen Fische seinen Fisch auf. Am Ende bringt er nur noch ein Gerippe an Land. Aber er ist trotzdem stolz, weil er es versucht, weil er gekämpft hat. So etwas macht das Scheitern interessant.

Geht es einem als Politiker auch so?

Nur so. Als Politiker müssen Sie sich die Tapferkeit im Scheitern bewahren.

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