Oliver Masucci

Oliver Masucci

„Ich achte die anderen, aber wenn einer doof ist, dann will ich das auch sagen.“

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  • Marina Weigl
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Zur Person

07. August 2020, London. Facetime oder nicht Facetime, das ist hier die Frage. Oliver Masucci und ich einigen uns schließlich auf ein ganz normales Telefonat, auch wenn der Schauspieler sagt, dass er gar nicht mehr weiß, wie das gehe, so ohne Bild, nur mit Stimme. Er kündigt an, noch zum Training ins Gym zu müssen, in etwa einer Stunde, doch während wir reden, schaut er nicht auf die Uhr – aus den verabredeten 60 werden 178 Minuten, was daran liegt, dass Masucci redet und redet. Warum das so ist, dafür hat er eine erstaunliche Erklärung. Während er nebenbei Kokoswasser trinkt, erzählt er außerdem, warum er sich selbst dann schön findet, wenn er, wie jüngst, 25 Kilogramm mehr auf den Rippen hat. Beim Bekenntnis, er sei mit den Jahren ein „Mensch der Mitte“ geworden, glaubt er seinen Worten selbst nicht. Er lacht. Ein Lachen, das während des Interviews häufig zu hören ist.

Herr Masucci, weil Sie sich in Quarantäne begeben mussten, haben Sie momentan keine sozialen Kontakte. Wie geht es Ihnen damit?

Ich mache ständig Facetime, vor allem mit meinen drei Kindern. Wenn ich abends dann mit meiner Freundin „facetime“, ist das in der Regel das Letzte, was ich am Abend mache, bevor ich schlafen gehe. Kaum bin ich dann aufgewacht, hänge ich wieder drin. Ich weiß überhaupt nicht mehr, wie Leben sonst noch funktioniert. Könnte sein, dass ich schon ausgestiegen bin und nur noch auf Facetime existiere. Dazu kommt, dass ich gerade auf Diät bin. Deshalb muss ich Sie schon vorwarnen.

Es könnte gefährlich werden?

Als ich Hitler gespielt habe, erforderte es diese Rolle, an Bauch zuzulegen. Für den Fassbinder musste ich mir 25 Kilo rauffuttern. Das soll jetzt natürlich alles wieder weg! Momentan habe ich noch neun Kilo zu viel. Und weil ich das Fasten schon mal durchgemacht habe, weiß ich, dass ich in diesen Zeiten unglaublich viel Energie zur Verfügung habe – ganz einfach, weil mein Körper nicht mehr mit der Verdauungsarbeit beschäftigt ist. Auch andere kraftraubende Tätigkeiten fallen aus, also keine Nahrungssuche, keine Nahrungszubereitung, keine Nahrungsaufnahme. Momentan trinke ich nur Kokoswasser und nehme Brühe zu mir, und dadurch komme ich so richtig drauf. Ein Gefühl, als wäre ich kurz vor dem Durchdrehen. Und dann rede ich und rede ich und rede ich. Ohne Punkt und Komma.

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