
Nina Hagen
„Hass ist eine zu schwere Last, um sie ewig mit sich rumzuschleppen.“
Zur Person
Nina Hagen wurde 1955 als Tochter der kürzlich verstorbenen Schauspielerin Eva-Maria Hagen und des Drehbuchautors Hans Hagen in Ostberlin geboren. Schnell entwickelte sie ihr unterhaltsames Talent und wurde schon mit 16 Jahren Mitglied in der Gruppe des bekannten Musikers Reinhard Lakomy. Zu der gehörten auch die Sängerinnen Angelika Mann und Uschi Brüning, die beide später selbst renommierte Künstlerinnen in der DDR wurden, Uschi Brüning als Jazzsängerin (die viel mit Manfred Krug arbeitete) und Angelika Mann als eher rockige Interpretin. Nach der Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann (Ninas Ziehvater) 1976 aus der DDR ging Nina Hagen selbst in den Westen, wo sie schnell als schrille Diva zur feministischen Rockikone und Godmother of Punk avancierte. Ein Weltstar, der zeitweise in den USA lebte und bei Rock in Rio vor 300.000 Menschen auftrat. Für Aufsehen sorgte sie nicht nur durch ihre Musik, sondern auch durch Medienauftritte, die von Normalbürgern als obszön empfunden wurden. Nina Hagen, die sich als sehr gläubige Christin versteht, engagiert sich seit Jahren für diverse Hilfsprojekte, u.a. für ein Frauen- und Waisenhaus in Kabul. Sie hat eine Tochter, die Schauspielerin Cosma Shiva Hagen, und einen Sohn.
3. November 2022, Berlin. Nina Hagen hat ein neues Album gemacht, das erste seit elf Jahren. Punkt 12 Uhr mittags ruft sie an, um über die neuen Lieder und ihr Leben zu sprechen. Es geht in 80 Minuten einmal um die Welt, um diesen einzigartigen Nina-Hagen-Kosmos, in dem die Heilige Schrift und Gospelmusik genau so große Rollen spielen wie lange Freundschaften und Erinnerungen an schwierige Zeiten – ob noch in der DDR oder in den Fängen des Musikgeschäfts.
Nina Hagen, Ihr neues Album heißt „Unity“. Als künstlerische Persönlichkeit sind Sie das blanke Gegenteil von „Unity“, also Einheitlichkeit, oder?
Ja, und ich bin auch bekannt dafür, dass ich altes Zirkuspferd mich öfters mal vergaloppiere. Ich trete gern mal ins Fettnäpfchen. Aber in meinem Lieblingsratgeber, der Heiligen Schrift, steht der schöne Satz: „Es achte einer den anderen höher als sich selbst.“ Und noch einer: „Gott ist die Liebe. Wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.“ Ist das nicht toll?! Wat’n Ratgeberrrr! In diesem Sinne taste ich mich voran durch die Mausefallen, die auf einen zukommen.
„Es gibt so viele Ninas“, heißt es im Beipackzettel zum Album. Denken Sie selbst gelegentlich darüber nach, wer Sie eigentlich sind?
Nee, diese Frage stelle ich mir nicht. Ich weiß, dass ich ein geliebtes Kind dieses Gottes bin, der einen Plan für jeden von uns hat und der für jeden da ist, auch wenn es einem dreckig geht. Das kommt ja im Leben öfters mal vor. Aber dann kann man die anderen Glaubensgeschwister hören, die die schönste Musik der Welt gemacht haben: Gospelmusik. In Form von Gospelsoul, Gospelfunk, Gospelblues, Gospelreggae. So gehe ich beherzt durch das irdische Leben.