Monika Maron
„Unabhängigkeit ist das Allerwichtigste.”
Zur Person
Monika Maron, 1941 in Berlin geboren, studierte Theaterwissenschaften und arbeitete anschließend als Reporterin für die Frauenzeitschrift „Für Dich” und die „Wochenpost”. Ihr Debütroman „Flugasche”, der sich mit der Umweltverschmutzung im Bitterfelder Chemierevier befasst, konnte in der DDR nicht erscheinen und wurde stattdessen in Westdeutschland veröffentlicht. 1988 emigrierte Maron mit ihrer Familie in die BRD und zog 1992 wieder zurück nach Berlin. Für ihre in mehrere Sprachen übersetzten Romane und Erzählungen ist sie mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden. Der „Welt“-Kolumnist Jaques Schuster konstatiert sogar: „Nach Christa Wolf ist Maron die bedeutendste Schriftstellerin der DDR.“
15. September 2023, Pasewalk. Wer Monika Maron besuchen möchte, muss sich auf eine Landpartie einstellen, denn die Autorin lebt recht abgeschieden im ländlichen Mecklenburg-Vorpommern. Da drängen sich Parallelen zum Personal ihres neuen Romans „Das Haus“ geradezu auf, denn auch dort werden Geselligkeit und Abgeschiedenheit gegeneinander abgewogen. Im Gespräch überwiegt die Geselligkeit. Hund Bonnie scharwenzelt um den Couchtisch herum, Maron zündet sich eine Zigarette an. Und redet dann über kollektive Lebensmodelle, die Kapitulationen im Kleinen und den Katzenbiss, der ihr den letzten Frühling ruiniert hat.
Monika Maron, haben Sie schon einmal wie die Figuren in Ihrem neuen Roman mit der Idee gespielt, eine vielköpfige Landkommune zu gründen?
Ein paar Freundinnen von mir hatten diese Idee in den 90er-Jahren tatsächlich mal, als all die Herrenhäuser hier in der Gegend verschleudert wurden. Dann haben wir aber überlegt: Was passiert, wenn einer stirbt und die Erben ausbezahlt werden wollen? Und damit war der ganze Traum schon wieder zu Ende. Da müsste man irgendeine juristische Regelung finden, sonst hat das Ganze sowieso keinen Sinn. Aber für mich wäre das wohl sowieso nichts gewesen.
Warum nicht? Ist es etwa so, wie es Ihre Hauptfigur sagt: „Kollektive Lebensmodelle überfordern mich“?
Das könnte ich auch über mich sagen, ja. Mangelnde Anpassungsfähigkeit hat allerdings etwas Zweiseitiges. Sie kann widerständig und produktiv sein, aber wenn man zum Beispiel auf einer Expedition in der Arktis wäre, könnte sie tödlich für alle werden. Heute halte ich mangelnde Anpassungsfähigkeit allerdings für sehr begrüßenswert.