Mirna Funk
„Jüdisch zu sein, geht über die Religion hinaus.“
Zur Person
Mirna Funk, geboren 1981 in Ostberlin, hat Philosophie an der Humboldt-Universität studiert und arbeitet heute als Autorin sowie freie Journalistin unter anderem für FAZ, NZZ und Die Zeit. Seit 2021 erscheint ihre monatliche Sex-Kolumne in der Cosmopolitan, von 2018 bis 2020 schrieb sie über jüdisches Leben bei Vogue Online. Ihr Debütroman »Winternähe«, der von der Identitätssuche einer deutschen Jüdin zwischen Tel Aviv, Berlin und Bangkok erzählt, erhielt den Uwe-Johnson-Förderpreis. Ihr Sachbuch »Who Cares! Von der Freiheit, Frau zu sein« richtete sich gegen die tonangebenden feministischen Debatten um Geschlechterungleichheit und Care-Arbeit und
16. Januar 2024, Berlin. Die Schriftstellerin und Journalistin Mirna Funk empfängt zum Gespräch in ihrer hellen, geräumigen Wohnung in Berlin-Mitte. Sie hat Tee gekocht und scherzt viel mit dem Fotografen. Überhaupt wirkt die vermeintlich streitbare Intellektuelle offen und bestens gelaunt. Auch während des Interviews, in dem es viel um ihr neues Sachbuch geht. »Von Juden lernen« ist eine Auseinandersetzung mit verschiedenen jüdischen Denkkonzepten, die neue Perspektiven auf politische Debatten, Streitkultur und Persönlichkeitsentwicklung eröffnen soll – und zu einigen spannenden Punkten in unserer mehr als einstündigen Begegnung führt. wurde auf Anhieb ein Bestseller.
Mirna Funk, wann haben Sie zuletzt zu Hashem gebetet, dem jüdischen Gott?
Wirklich aktiv vor zwei Wochen in Tel Aviv, weinend unter der Dusche. Zwei Tage später war das Problem, das er für mich lösen sollte, dann auch gelöst. So einfach geht das.
Was für ein Gott ist Hashem, ein gütiger, ein strafender?
Er ist auf keinen Fall ein strafender, sondern einer, der sich wünscht, dass man tiefes Vertrauen in ihn hat. Wenn man selbst aktiv ist, das eigene Leben gestaltet, unterstützt er einen darin. Wie ein liebevoller Windhauch, der ein bisschen pustet. Aber eben nur, wenn man bereits in Bewegung ist. Er pustet einen nicht vom Sofa hoch.