Miriam Meckel
„Die Verantwortung tragen allein wir.“
Zur Person
Miriam Meckel (geboren am 18.07.1967 in Hilden) begann ihre akademische Laufbahn mit einem Studium in Publizistik und Kommunikationswissenschaft, Sinologie, Politikwissenschaft und Jura in Münster und Taipeh. 1994 promovierte sie in Münster in Kommunikationswissenschaft mit der Arbeit „Fernsehen ohne Grenzen?“. 1999 wurde sie Professorin für Publizistik an der Universität Münster, damals als jüngste Professorin Deutschlands. Von 1990 bis 2007 arbeitete sie als Fernsehredakteurin und Moderatorin bei verschiedenen deutschen Sendern, darunter WDR, VOX und n-tv. Von 2014 bis 2017 war sie Chefredakteurin der Wirtschaftswoche. Hinzu kam eine politische Karriere: Von März 2001 bis Juni 2005 war sie Staatssekretärin für Medien sowie Regierungssprecherin in NRW unter Ministerpräsident Wolfgang Clement sowie dessen Nachfolger Peer Steinbrück. Miriam Meckel ist Co-Gründerin und Executive Chairwoman der digitalen Plattform ada, einer Weiterbildungsinitiative für Zukunftsthemen mit Schwerpunkt KI. Sie lebt in Düsseldorf.
22. April 2024, Düsseldorf. Wir haben Glück, diese 60 Minuten am frühen Abend sind in Miriam Meckels Kalender die einzige freie Stunde in den nächsten Wochen. Der volle Terminkalender sei Segen und Hölle zugleich, sagt sie. Die Kommunikationswissenschaftlerin verspätet sich um zehn Minuten: Stau in der Düsseldorfer Innenstadt, „weil in Deutschland immer dann gebaut wird, wenn die meisten Leute unterwegs sind“. Sich von A nach B beamen zu können, das wäre die Lösung. Reine Science-Fiction sei das nicht mehr, meint sie. Bis es mithilfe von Quantencomputern so weit sein wird, stehen uns Menschen jedoch andere Aufgaben bevor: Die Künstliche Intelligenz verändert alles, und zwar jetzt. Zeit, sich darauf vorzubereiten. Zeit für ein Gespräch mit Miriam Meckel.
Miriam Meckel, Ihre Eltern wurden Ende der 1920er-Jahre geboren, das ist knapp hundert Jahre her. Haben Sie aus Erzählungen Ihrer Mutter und Ihres Vaters erfahren, in welcher Welt Ihre Eltern damals gelebt haben?
Mein Vater ist im ländlichen Raum aufgewachsen, meine Großeltern besaßen einen, wie man es in der Kindersprache sagt, Kaufmannsladen, den sie bewirtschaftet haben. Eines Tages tauchte dann in diesem Umfeld ein Automobil auf, das mein Opa mit sehr viel Mühe und großem Ansporn erworben hatte. Mit dem unternehmerischen Ziel, die Waren in einem etwas größerem Raum anzubieten. Das war damals der größte Fortschritt, den man sich vorstellen konnte.
Dann kam bald der Zweite Weltkrieg.
Meine Eltern sind beide Kriegskinder, ja. Meine Mutter hat alles erlebt, von der Kinderlandverschickung bis hin zum Bombenhagel am Vorabend des geplanten Umzugs in eine andere Stadt, in der mein Großvater gerade Arbeit bekommen hatte.