Michel Friedman
„Eine Demokratie ohne Freiheit kann es nicht geben.“
Zur Person
Michel Friedman (geboren am 25.02.1956 in Paris) ist Sohn einer jüdischen Familie mit Wurzeln in Krakau, nur seine Eltern und seine Großmutter überlebten den Holocaust, sie standen auf der berühmten Liste Oskar Schindlers. Die Familie siedelte nach Paris um. Als Friedman neun Jahre alt wurde, zog sie nach Frankfurt am Main, wo sein Vater in einem Pelzgroßhandel arbeitete. Michel Friedman studierte Jura, arbeitet als Anwalt für Immobilien- und Medienrecht. Als Funktionär in jüdischen Organisationen wehrte er sich gegen Fremdenhass und Antisemitismus, als TV-Moderator entwickelte er einen eigenen konfrontativen Interviewstil, von 1994 bis 1996 war er Vorstandsmitglied der CDU. 2003 geriet er wegen Kokainkonsums im Rotlichtmilieu in die Schlagzeilen, wurde verurteilt, trat von allen öffentlichen Ämtern zurück und bat öffentlich um eine zweite Chance. Nach kurzer Pause kehrte er als Moderator und Publizist zurück. Er studierte und promovierte in Philosophie und ist Honorarprofessor an der Frankfurt University of Applied Sciences. Dort leitet er das interdisziplinäre Center for Applied European Studies. Seit 2004 ist Friedman mit der TV-Moderatorin Bärbel Schäfer verheiratet, die beiden haben zwei Söhne.
12. November 2018, Frankfurt am Main. Michel Friedmans Kanzlei liegt im Westend der Stadt, eine bürgerliche Gegend. Er teilt sich das Büro mit einem Steuerberater. Während sich bei diesem die Aktenordner in den Regalen drängeln, hängen in Friedmans Büro große Bilder, auf dem Schreibtisch stehen Familienfotos. Der Gastgeber tippt noch schnell eine E-Mail, dann nimmt er die große Hornbrille ab und ist sofort ganz bei der Sache. Beim Reden geht sein Blick mal in die Ferne, mal visiert er sein Gegenüber direkt an. Ruhiger wird die Sprache, wenn er von seiner Familie erzählt – und von der Traurigkeit, die sein Leben immer prägen wird.
Herr Friedman, als Friedrich Merz aus der politischen Versenkung aufgetaucht ist, um wieder bei der CDU mitzumischen, gab es da bei Ihnen eine kleine Regung, es ihm gleichzutun?
(skeptischer Blick) Bei mir? Wie kommen Sie denn darauf!? Ich war ja nie Berufspolitiker.
Na ja, Sie saßen mal im CDU-Vorstand, und mit einem politischen Amt könnten Sie…
(unterbricht) Ich war nie Berufspolitiker!