Mascha Alechina

Mascha Alechina

„Spaß am Widerstand – warum nicht?“

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  • Nils Stelte
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Zur Person

11. November 2017, Berlin. In den Räumen des Merve Verlags in Schöneberg bestreitet Mascha Alechina schon seit dem Morgen einen Interview-Tag. Die Mitgründerin des feministischen Künstlerinnen-Kollektivs Pussy Riot braucht vor dem Gespräch erst mal eine Kaffee- und Zigarettenpause. Geraucht wird dann auch während des Interviews. Alechina trägt ein schwarzes Wollkleid und eine schwarze Baskenmütze, die sie auch während des Gesprächs aufbehält. Ihre Antworten zu Themen wie dem neuen Kult um starke Männer und ihrer Zeit in einem sibirischen Gefängnis kommen oft zögernd und mit langen Pausen. Aber schuldig bleibt sie einem keine.

Mascha Alechina, wie sähe die Welt nach einer erfolgreichen feministischen Revolution aus?

(überlegt lange und antwortet auf Russisch. Ihr Verleger Wladimir Velminski springt als Dolmetscher ein) Es kommt mir etwas eigenartig vor, darüber zu sprechen, was nach einer Revolution sein könnte. Wie Sie wissen, hatten wir in Russland vor 100 Jahren eine Oktoberrevolution. In deren Zuge wollten die Menschen ein Paradies auf Erden errichten, doch letztlich kam eine Art Hölle dabei heraus. Ich bin grundsätzlich kein Mensch, der an der Utopie arbeitet. Mich interessiert der Prozess der Revolution.

Womit verbinden Sie persönlich die Oktoberrevolution? Mit Hoffnung oder Hölle?

(wechselt ins Englische) Ich glaube an die ganz persönliche Revolution, an die Kraft der Veränderung und des Wandels. Das Potenzial dafür haben wir alle in uns. Nehmen Sie als Beispiel unser Punk-Gebet, das wir mit Pussy Riot in der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau aufgeführt haben: Niemand hätte erwartet, dass es solche Aufmerksamkeit bekommt. Oder dass wir in der Folge vor Gericht gestellt werden würden. Daran zeigt sich, dass es richtig ist, seiner Idee und seinen Idealen zu folgen. Dass man tun sollte, was getan werden muss und nicht aufhören darf, Fragen an die Gesellschaft zu stellen, die nun mal gestellt werden müssen. Diese Fragen erzeugen eine Wirkung, ohne sie würde diese Welt einfach aufhören, sich zu drehen.

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