Klaus Maria Brandauer

Klaus Maria Brandauer

„Ich bin für die Vertiefung von Missverständnissen.“

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12.07.2006, Berlin. In der Suite des Regent-Hotels am Gendarmenmarkt zeigt sich Klaus Maria Brandauer in vortrefflicher Laune. Während des Gesprächs springt er mehrmals auf und unterstreicht einzelne Anekdoten mit theatralischem Vortrag – bleibt aber immer konzentriert und ist interessiert an einem guten Gespräch.

Herr Brandauer, seit einigen Wochen ist Berlin Ihre Wahlheimat, jeden Tag flanieren Sie über die Friedrichsstraße zum Admiralspalast, wo Sie Brechts Dreigroschenoper inszenieren. Entdecken Sie im Berlin von heute etwas vom Gefühl der 20er Jahre?

Klaus Maria Brandauer: Das kann ich nicht beurteilen, weil ich in den 20ern nicht gelebt habe. Ich stelle es mir allerdings so vor, wie ich es gerade auch sehe: eine Weltstadt, die Tag und Nacht in Bewegung ist. Ich erlebe, wie Berlin derzeit in der Friedrichstraße pulsiert, wo viele Häuser gerade erst wieder hergerichtet werden. Darunter auch unsere Arbeitsstätte. Ich habe Berlin sehr gern, seit ich die Stadt kenne. Sie ist immer unterwegs. Und jetzt in besonderem Maße. Die Friedrichstraße – das ist eine Laufstraße, eine Kaufstraße, vielleicht auch eine Saufstraße. Sie repräsentiert all das, was wir für unsere Unternehmung brauchen.

Sie inszenieren das Stück nur ein paar Meter vom Theater der Uraufführung am Schiffbauerdamm entfernt.

Ja, ich hatte lange überlegt, wo man das machen könnte. Weil es eine freie Produktion ohne Steuergelder ist, kam ein bestehendes Haus nicht in Frage. Irgendwann erfuhr ich, dass der alte Admiralspalast neu hergerichtet wird. Ich dachte spontan: Das ist es. Wissen Sie, es war ja früher nicht nur ein Platz des Theaters, sondern auch ein Ort für Spiele, Unterhaltung und Zerstreuung, mit Bädern und einem Kino. Ich spüre das, sehe die kleinen Kinder, die unten mit der Mama baden und auch die Herrenbündler beim Kegeln. Und der Admiralspalast ist ein in vieler Hinsicht geschichtsträchtiger Ort: Hier gab es große Uraufführungen, hier hat Johannes Heesters hundertmal „Heut geh ich ins Maxim“ gesungen, hier war 1946 der Vereinigungsparteitag der SPD und KPD zur SED.

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