Karin Prien
„Das Bildungsministerium ist das Zukunftsministerium.“
Zur Person
Karin Prien (geboren am 26. Juni 1965) kam in Amsterdam zur Welt. Ihre jüdischen Großeltern waren dorthin in den 30er-Jahren vor den Nazis geflohen, ihre Mutter und ihr Vater lernten sich in der jüdischen Community in Amsterdam kennen. Ende der 60er-Jahre zog die Familie nach Neuwied in Rheinland-Pfalz, dort machte Karin Prien 1984 ihr Abitur. Sie studierte Jura und arbeitete als Rechtsanwältin. Bereits 1981 trat sie in die CDU ein, von 2011 bis 2017 war sie Mitglied der Hamburger Bürgerschaft, danach als Bildungsministerin Teil der Schwarz-Grünen Regierung von Schleswig-Holstein ein. Seit 2021 ist sie eine von vier stellvertretenden Vorsitzenden der CDU. Karin Prien ist verheiratet, hat drei erwachsene Söhne und lebt in Hamburg.
27. Februar 2024, Kiel. Die Fotosession ist absolviert, es ist später Nachmittag. Viele Berufstätige denken zu dieser Stunde an den Feierabend, Karin Prien hat nach dem Interview noch Anschlusstermine. Der Zeitplan in der Spitzenpolitik ist eng. Doch von Müdigkeit keine Spur. Die Bildungsministerin von Schleswig-Holstein und Vize-Chefin der CDU redet mit großer Hingabe über Themen, die andere lieber umschiffen: die Qualität des Mathe-Unterrichts und andere Problemfelder in der Schule, die Verantwortung von Eltern und Versäumnisse der Politik mit Blick auf das Wohl der Kinder. Keine Frage, die Bildung ist ihr eine Herzensangelegenheit. Sorgen bereiten ihr die Debattenkultur sowie die Ängste, die jüdische Menschen derzeit in Deutschland haben.
Karin Prien, wie haben Sie in der Nacht vom 4. auf den 5. Dezember 2023 geschlafen?
Das weiß ich leider nicht mehr.
Der 5. war der Tag, an dem die neuen Ergebnisse der PISA-Studie veröffentlicht wurden.
Ich kannte die Resultate schon ein wenig früher. Insofern waren sie nicht ursächlich für meine Nachtruhe. Aber wenn Sie danach fragen, wie ich die Ergebnisse aufgenommen habe: Das schlechte deutsche Abschneiden hat mich tief besorgt, so wie zuvor auch schon die Ergebnisse des IQB-Bildungstrends. Das ist nicht hinnehmbar.