Jonathan Meese

Jonathan Meese

„Der Einzelne muss gegen die Mehrheit vorgehen.“

Fotos
  • Jonas Holthaus
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Zur Person

21. Oktober 2019, Berlin. Lautes Lachen. Jonathan Meese rennt mit einem Plastik-Laserschwert durchs Atelier. Es scheint, als wolle er mit dem Fotografen Fangen spielen. Da ist es also, das Spielkind Meese, das im nächsten Moment auf eine Leiter klettert, ausgelassen mit einem Mädchenschirm herumfuchtelt – und sich damit an der Stirn verletzt. Blut tropft. Wir beginnen das Gespräch mit einem rot durchtränkten Taschentuch. Der exzentrische Künstler sitzt aufrecht, er ist die Ruhe selbst und spricht sehr konzentriert. Später werden wir gemeinsam ein Bild kreieren. Und auch Mutter Brigitte kommt noch vorbei – eine gelassene, warmherzige Frau. So familiär hat sich ein Interview selten angefühlt. Bei der Verabschiedung winkt Meese, am Tor stehend, lange hinterher.

Herr Meese, Sie haben sich gerade an der Stirn verletzt, das Taschentuch ist voller Blut. Sind Sie jemand, der sich schnell verletzt?

Kaum jemand wird ohne Narben durch das Leben kommen. Gehört dazu. Als ich in Schottland war, damals war ich 19 Jahre alt, haben wir Pommes gemacht. Der Topf war zu. Als der Deckel weggenommen wurde, stand ich davor. Stichflamme. Narbe. Bis heute eine sensible Stelle.

Der Mensch ist verletzlich. Wünschten Sie, er wäre es nicht?

Das wäre die Figur des Highlanders. Kann man machen. Ich bin aber lieber Robinson Crusoe. Weil der auf seiner Insel zufrieden ist und sein Ding durchzieht. Manchmal kommen vielleicht Gäste, aber sonst lässt man ihn in Ruhe. Auch den Seewolf mag ich. Überhaupt alle Einzelgänger, die hart am Sturm segeln.

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