
Jens Spahn
„Ich lebe heute ein anderes Leben.“
Zur Person
Jens Spahn (geboren am 16.05.1980 in Ahaus) wuchs im westlichen Münsterland im Dorf Ottenstein bei Ahaus auf. Nach dem Abitur absolvierte er eine Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Westdeutschen Landesbank in Münster, in die Junge Union trat er 1995 ein. In den Stadtrat von Ahaus wurde er 1999 gewählt, 2002 zog er erstmals als direkt gewählter Abgeordneter in den Bundestag ein. Er profilierte sich dort zunächst als Gesundheitspolitiker, wechselte 2015 als Staatssekretär unter Wolfgang Schäuble ins Finanzministerium, bevor ihn Angela Merkel 2018 zum Bundesgesundheitsminister machte. Mit Beginn der Coronakrise war Jens Spahn für viele Monate das Gesicht der Pandemiebekämpfung. Ende 2020 war er der beliebteste Politiker Deutschlands, dann folgte ein heftiger Absturz in den Beliebtheitswerten. Bereits 2012 hatte er sich in einem Spiegel-Interview als homosexuell geoutet, 2017 heiratete er den Burda-Journalisten Daniel Funke, mit dem er zusammen in Berlin lebt.
30. November 2022, Berlin. Wenige Minuten verspätet meldet sich Jens Spahn aus seinem Abgeordnetenbüro im Jakob-Kaiser-Haus, wegen der engen Terminlage findet das Interview virtuell statt. Man merkt Spahn – im Hemd, ohne Krawatte – an, dass er Lust auf das Gespräch hat. Er mag es zu kommunizieren, mag den Diskurs, auch den Streit. Seit gut einem Jahr ist der CDU-Politiker nicht mehr der Gesundheitsminister während einer Pandemie, sondern „nur“ noch ein normaler Abgeordneter. Wie sehr ihn die Zeit als Corona-Krisenmanager geprägt hat, zeigt, dass das aktuelle Datum noch einmal die Nachrichtenlage von vor einem Jahr ins Gedächtnis zurückholt: „Ende November 2021? Da mussten wir Lieferungen des Impfstoffes von Biontech einschränken. Worauf ein medialer Aufschrei folgte.“ Nicht der einzige. Im Gespräch geht es auch um die Langzeit-Dokumentation „Second Move Kills“, für die ihn der Filmemacher Aljoscha Pause fünf Jahre lang beobachtet hat.
Jens Spahn, der Filmemacher Aljoscha Pause hat Sie fünf Jahre lang begleitet. Herausgekommen ist eine zehn Stunden lange Doku. Wie viel davon haben Sie gesehen?
Von den neun Folgen habe ich mir bislang sieben angeschaut. An ein paar Stellen spule ich aber vor.
An welchen?
Wenn ich im Fitnessstudio bin, denn beim Sport schaue ich mir nicht so gern zu. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich sehe mich grundsätzlich nicht allzu gerne selbst im Fernsehen oder höre meine Stimme im Radio.