Jamiri

Jamiri

„Ich weiß, dass ich nicht in den Himmel komme.“

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Zur Person

07.01.2008, Essen. Die Wohnung des Comiczeichners Jamiri erreicht man durch eine Stahltür zum Hof. Im Büro stapeln sich wackelige CD-Türme, an der Wand hängen aktuelle Entwürfe. Es riecht nach Zigaretten und Kaffee. Kreatives Chaos ist das einzige Ritual, dem sich der Besitzer dieser Wohnung fügt.

Jamiri, in Ihren Comics fährt Gott auf dem Beifahrersitz mit und muss pinkeln. Sie positionierten sich in der Karikaturendebatte und bezeichnen sich in Ihrem neuen Album „Autodox“ (1) als „agnostischer Humanist“. Ist Ihr ganzes Werk eine Satire auf Glaubenssysteme?

Jan-Michael Richter: Wenn etwas eine Ideologie ist, dann zeige ich gerne mit dem Finger drauf und nenne es auch so. Und indem man ein in sich geschlossenes Regelsystem als solches erkennt, entmachtet man es bereits ein bisschen. Im Zuge des Karikaturenstreits habe ich allerdings auch ein paar Sachen gemacht, die dann nicht erschienen sind. Das gefährlichste Glaubenssystem der Welt ist nun mal weiterhin der Islam. Wenn man bedenkt, dass sich im Jahre 2008 immer noch ein Fünftel der auf der Welt lebenden Menschen jeden Tag gen Mekka verneigen, kann man nur verzweifeln.

Sind Sie ganz generell ein antireligiöser Mensch?

Einen schlüssigen Entwurf der Welt und der Wahrheit gibt es nicht. Sucht man nach einem System, das gedanklich vollkommen unangreifbar ist, landet man bei der mathematischen Axiomatik, und dann muss man schockiert feststellen, dass selbst diese reinen Regeln nicht letztgültig sind.

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