Iris Berben
„Es ist keine gute Zeit, um zur Ruhe zu kommen.“
Zur Person
Iris Berben (geboren am 12.08.1950 in Detmold) lebte nach der Scheidung ihrer Eltern zunächst bei ihrer Mutter. Als diese nach Portugal zog, war Iris Berben zwölf Jahre alt und besuchte fortan Internate, bevor sie nach München ging und dort Teil der 68er-Szene von Schwabing wurde. Sie dockte an die Filmszene der Stadt an, erhielt erste Rollen, ohne je eine Schauspielschule besucht zu haben. Ein breiteres Publikum entdeckte sie 1978 durch die Nonsens-Revue „Zwei himmlische Töchter“ an der Seite von Ingrid Steeger. Ihr Comedy-Talent zeigte sie zusammen mit Diether Krebs in „Sketchup“, als Film- und Fernsehschauspielerin ist sie seit Mitte der 70er-Jahre dauerbeschäftigt. 2022 war sie im dreifach für den Oscar nominierten Film „Triangle Of Sadness“ zu sehen. Iris Berben engagiert sich seit Jahren gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus, von 2010 bis 2019 war sie Präsidentin der Deutschen Filmakademie. Sie lebt mit ihrem Lebensgefährten in Berlin.
9. Oktober 2023, Berlin. Es ist der Montag nach dem Terroranschlag der Hamas auf Israel. Iris Berben fühlt sich dem Land seit vielen Jahren eng verbunden, kämpft mit Worten und Taten gegen Antisemitismus. Die Anschläge haben sie schockiert, kurz habe sie überlegt, das Zoom-Interview zum Anlass des Serienstarts von „Deutsches Haus“ über die ersten Auschwitz-Prozesse 1963 abzusagen. Dann erinnert sie sich an eines ihrer Leitmotive: Es geht darum, zu funktionieren – und mit ein bisschen Glück und mit Hilfe der Kultur, in diesem Fall Gesprächskultur, das Grauen der Welt für einen Moment zu vergessen.
Iris Berben, wie haben Sie die vergangenen Tage verlebt?
Ich war schockiert, traurig, fassungslos, wütend, hilflos. Ich habe versucht, etwas zu tun, habe viel mit meinen Freunden in Israel telefoniert. Die unmittelbaren Eindrücke, die ich dadurch erhalten habe, haben mich noch hilfloser gemacht. Es stehen so viele Fragen im Raum. Bei vielen von ihnen traut man sich gar nicht, nach Antworten zu suchen. Es ist entsetzlich.
Sie hatten kurz mit dem Gedanken gespielt, das Interview abzusagen. Warum haben Sie das dann doch nicht getan?
Es ist wichtig, zu funktionieren. Funktionieren auch in dem Sinne, dass man ein verlässlicher Mensch bleibt. Verbunden mit den Fragen: Wie kann man darüber reden? Wie kann die Kunst dabei helfen? Was kann über die Kunst vermittelt werden?