Hermann Scheer

Hermann Scheer

„Emissionsrechte ist ein abartiger Begriff.“

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02.01.2007, Berlin. Der Deutsche Bundestag ist wie ausgestorben, doch Dr. Hermann Scheer sitzt schon über seinen Akten. Der SPD-Experte für erneuerbare Energien ist mit Leidenschaft bei der Sache. Nach einer halben Stunde bricht er seinen guten Vorsatz fürs neue Jahr und schickt seine Assistentin Zigaretten holen.

Herr Scheer, in der Ökobewegung kursiert ein Witz: Treffen sich zwei Planeten im Weltall. Stöhnt der eine: „Mir geht es schlecht, ich habe homo sapiens.“ Tröstet ihn der andere: „Sei beruhigt. Das erledigt sich ganz schnell von selbst.“

Hermann Scheer: (lächelt) Den kenne ich. Ich kann über solche Witze schon noch lachen.

Ist es nicht trotzdem frustrierend, dass laut Umfrage drei Viertel der Deutschen mit erneuerbarer Energie sympathisieren, sich aber nur eine Minderheit für eine Energiewende einsetzt?

Wir sehen ja die Welt durch die Bilder, die wir kennen. Die Bilder der Energieversorgung sind: große Kraftwerke, große Schornsteine, großes Leitungsnetz und dann am Ende die Steckdose. Oder: die Tankstelle, die Tankwagen, die Raffinerien. Die Leute können sich nicht vorstellen, dass die vergleichsweise kleinen Fotovoltaik- oder Windkraftanlagen diese großen Anlagen ersetzen können. Man braucht dazu etwas Abstraktionsvermögen und Fantasie. Bis in die Begriffssprache hinein lässt sich eine geistige Marginalisierung der erneuerbaren Energien belegen. Zum Beispiel das Null-Energie-Haus: Damit ist ein Haus gemeint, bei dem man keinerlei fossile oder atomare Energie mehr einsetzen muss, weil alles durch erneuerbare Energie ersetzt wurde. Richtig müsste es also Null-Emissions-Haus heißen. Der Energiebegriff darf nicht den fossilen und atomaren Energien überlassen werden.

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