Hans-Ludwig Kröber
„Mord rechnet sich nicht.“
Zur Person
Hans-Ludwig Kröber wurde am 10.01.1951 in Bielefeld geboren. Er studierte Medizin in Münster und machte später seine Ausbildung zum Facharzt für Psychiatrie. Seit 1996 ist er Universitätsprofessor für Forensische Psychiatrie und Direktor des Instituts für Forensische Psychiatrie der Universität Berlin. In Deutschland zählt er zu den gefragtesten Gerichtspsychiatern. Viele von Kröbers so genannten Probanden haben Taten begangen, die die Bundesrepublik über Wochen in Atem hielten. Kröber lebt in Berlin, er ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder
01.10.2007, Berlin. Das Forensische Institut, in dem Deutschlands bekanntester Gerichtspsychiater Hans-Ludwig Kröber arbeitet, ist eine malerische alte Villa. Kröber ist fast so groß wie seine Bücherregale hoch sind, seine Stimme ist tief, der Blick konzentriert.
Herr Kröber, warum interessieren Sie sich für Verbrecher?
Hans-Ludwig Kröber: Ich bin ein ängstlicher Mensch. Ich hatte schon als Kind Angst davor, überfallen oder ermordet zu werden. Da ich in den fünfziger Jahren groß geworden bin, steckte in mir auch eine ständige Angst vor einem Krieg. Das guckt man sich automatisch bei den Eltern ab. Um der Angst gegenüber nicht ohnmächtig zu werden, beschloss ich schon sehr früh, böse Menschen zu jagen – sozusagen auf den Spuren von Kalle Blomquist. (lacht) Als es einmal in einer Fahndungsmeldung hieß, ein Mörder sei aus dem nahen Zuchthaus ausgebrochen, trommelte ich einige Kumpels zusammen, um mit ihnen den Täter dingfest zu machen. Das war, auch wenn wir natürlich scheiterten, unsere große Chance, denn eigentlich gab es damals einen enormen Mangel an Tätern und Taten.