Eugene Salomon
„Taxifahren geht mit dem Schreiben Hand in Hand.“
Zur Person
Eugene Salomon (*1949) fährt seit fast 37 Jahren Taxi – in Manhattan. Rund 100 Fahrgäste chauffiert er jede Woche durch New York, darunter waren auch schon Sean Penn, Frank Sinatra und Norman Mailer. Nachdem er 1977 seinen Taxischein machte, arbeitete Salomon zunächst als angestellter Taxifahrer. Sieben Jahre lang besaß er ein eigenes Taxi. Heute ist er wie fast alle New Yorker Taxifahrer ein Subunternehmer, der seinen Wagen mieten muss. Salomon fährt derzeit drei Nachtschichten pro Woche, die mit 36 Stunden bereits einen Vollzeitjob ergeben. Seit 2006 bloggt er über das Taxifahren, 2013 erschien sein Buch „Confessions of a New York Taxi Driver“ (Harper Collins). Seinen Führerschein machte Salomon mit 16, und er besteht darauf, seither keinen Strafzettel für zu schnelles Fahren kassiert zu haben. Salomon ist geschieden, hat eine Tochter und lebt in New Jersey. Mehr über ihn in seinem Blog.
04.05.2014, New York. Zuerst legt Eugene Salomon sein Buch aufs Armaturenbrett. Seit 1977 fährt er in New York Taxi, immer nur nachts. Zwölf Stunden dauert seine Schicht, nur einmal geht er zwischendrin Kaffee trinken, Essen bringt er sich mit. Die Arbeitsbedingungen sind knallhart, doch Salomon hat etwas gefunden, das ihn bei der Stange hält. Das enthüllt er im Interview direkt vor Schichtbeginn – ebenso wie Begegnungen mit bekannten New Yorkern, seltsame Zufälle und die wahre Gefahr beim Taxifahren in New York.
Herr Salomon, schnappen sich New Yorker Taxifahrer gegenseitig Fahrgäste weg?
Eugene Salomon: Der Wettbewerb unter den Taxis ist grausam. Es ist wie ein Sport. Wenn mich jemand fragt, womit ich mein Geld verdiene, sage ich: Ich fahre Autorennen, und das meine ich nur halb im Scherz. 13 Avenues verlaufen über die gesamte Länge von Manhattan, die meisten als Einbahnstraßen, und dort sind die Ampeln so getaktet, dass man nie an eine rote Ampel kommt, solange man 27 Meilen pro Stunde (rund 44 km/h, Anm. d. R.) fährt. Wenn nun zwei Taxis nach Fahrgästen Ausschau halten, entsteht ein Wettrennen. Die Leute steigen nämlich bei dem ein, der zuerst da ist. Bei manchem halsbrecherischen Manöver kann man sich durchaus fragen: Und da steigt ihr jetzt ein? Der Typ ist doch offensichtlich irre.
Manche Taxifahrer haben tatsächlich einen Fahrstil, bei dem man um sein Leben fürchten muss. Jetzt verraten Sie mal: Machen die das, damit man aus lauter Erleichterung hinterher mehr Trinkgeld gibt?
(lacht) Ja! Nein, jedenfalls nicht, soweit ich weiß. Aber im Scherz sage ich das gern. Wenn mir Leute von solchen beängstigenden Taxifahrten erzählen, frage ich aber auch gerne: „Haben Sie sich angeschnallt?“ Ganz oft sagen sie nein. Und ich sollte Ihnen das wohl besser nicht erzählen, aber: Im Taxi braucht man sich laut Gesetz tatsächlich nicht anzuschnallen.