
Elisabeth Pähtz
„Ein Remis ist nichts anderes als Frieden.“
Zur Person
Elisabeth Pähtz wurde 1985 in Erfurt in eine schachbegeisterte Familie hineingeboren. Seit dem fünften Lebensjahr trainiert von ihrem Vater, errang sie bereits mit neun Jahren ihre erste Deutsche Jugendmeisterschaft, wurde 1999 sogar zur jüngsten Deutschen Meisterin. 2005 schaffte sie bei den Lausanne Masters zwei Remis gegen den damals 14-jährigen und heutigen Weltmeister Magnus Carlsen aus Norwegen. Als zurzeit beste deutsche Schachspielerin, die nebenbei Schachschüler trainiert, startet sie in der Mannschaft des OSG Baden-Baden. Im Herbst 2022 veröffentlichte die Frauen-Großmeisterin im Westend Verlag ihr Buch „Wer den vorletzten Fehler macht, gewinnt“.
17. Oktober 2022, Hamburg. Elisabeth Pähtz kommt als Siegerin zum Termin ins Atlantic Hotel. Am Tag zuvor konnte sie mit der OSG Baden-Baden die Frauen des Hamburger SK mit 5,5 zu 0,5 bezwingen. Und doch ist sie ein wenig lädiert, denn im Anschluss an die Partien gab es noch das ein oder andere Getränk auf St. Pauli. Obwohl sie Deutschlands beste Schachspielerin ist, besteht für Pähtz keine Gefahr, im Nachtleben oder tags drauf in einer Hotellobby erkannt zu werden. Dafür steht Schach einfach zu sehr im Schatten. Auch wenn sich das nach und nach ändert. Filme und Serien, Corona, der Ukraine-Krieg und Betrugsvorwürfe haben dem Denksport zuletzt Auftrieb und Aufmerksamkeit verschafft. Doch das reicht Elisabeth Pähtz nicht. Vor allem von dem abwägenden Denken ihrer Disziplin wünscht sie sich mehr Momente in der Politik.
Elisabeth Pähtz, in der Fußballbundesliga bekommt ein einziges Spiel mehr mediale Aufmerksamkeit als der globale Schachsport während eines ganzen Jahres. In den vergangenen Monaten war das jedoch anders. Schach war plötzlich Thema in vielen Schlagzeilen.
Das stimmt. Leider hatte das aber so gut wie nie sportliche Gründe. Schach braucht anscheinend immer einen außergewöhnlichen Anlass, um sichtbar zu werden. Das können interessante Kulturproduktionen wie die Neuverfilmung der „Schachnovelle“ oder der Erfolg der Streamingreihe „Damengambit“ sein – oder eben, wenn Skandale die Runde machen.
Wie der Betrugsvorwurf von Weltmeister Magnus Carlsen an den jungen US-Schachgroßmeister Hans Niemann, der in der bizarren Frage gipfelte, ob man mit im Darm verstecktem Sexspielzeug eine Schachpartie gewinnen kann.
Die Aufmerksamkeit ergab sich noch nicht einmal wegen des Vorwurfs an sich, sondern vor allem aufgrund der nachfolgenden Diskussion, die zum großen Teil auf Twitter stattfand. Der kanadische Großmeister Eric Hansen mischte sich ein und merkte an, wie leicht es sei, mit ferngesteuertem Sexspielzeug zu betrügen. So kamen dann knackige Überschriften zustande wie „Schach ist für den Arsch“.