
Christoph Wackernagel
„Meine Biografie ist ein ständiger Neuanfang des Gleichen.“
Zur Person
Christof Michael Wackernagel wurde am 27.08.1951 in Ulm geboren. Er ist der Sohn des Theaterintendanten Peter und der Schauspielerin Erika Wackernagel. Auch seine Schwester Sabine und deren Tochter Katharina sind Schauspielerinnen. Christof Wackernagel brach vorzeitig das Gymnasium ab und spielte seine erste Hauptrolle in dem Film „Tätowierung“. Im Sommer 1977 tauchte er unter und schloss sich der RAF an. Im Herbst des gleichen Jahres wurde er in Amsterdam verhaftet, wobei es zu einer Schießerei mit mehreren Verletzten kam. Wackernagel wurde zu 15 Jahren Haft verurteilt. Seit der Entlassung ist er wieder als Schauspieler aktiv, schreibt Bücher, malt und setzt sich für den Dialog der Kulturen ein.
28.05.2008, Berlin. Christof Wackernagel braucht zunächst einen starken Kaffee. Erst vor wenigen Tagen ist der Schauspieler und Autor, der sich 1977 der RAF anschloss und noch im selben Jahr verhaftet wurde, aus Mali angereist. Dort hat er in den vergangenen vier Jahren gelebt – auch mit dem Ziel, den Menschen dort die Qualität eines dunklen deutschen Brotes näher zu bringen. Als wir das Interview wie vereinbart um 16.45 Uhr beenden, muss er lachen: „Ich merke wirklich, dass ich wieder in Deutschland bin.“
Herr Wackernagel, warum hat es Sie ausgerechnet nach Afrika gezogen?
Christof Wackernagel: Das ist rational nicht erklärbar. Ich denke, dass jeder so ein Sehnsuchtsland hat. Die einen stehen auf China, die anderen auf Peru, und bei mir war es schon immer Afrika. Ich wollte eine Pause von meiner Dreharbeit einlegen, um einen Roman zu schreiben. Dafür musste ich aus Deutschland weg, weil es ein Buch über Deutschland ist, über unsere Geschichte. Das Ding hätte ich zu Hause nie schreiben können. Und ich bin froh, dass es letztlich Afrika geworden ist, mit seinen ganz anderen Lebensbedingungen, in denen unsere Probleme so was von schrumpfen.
Wie afrikanisch haben Sie sich selber in Mali gefühlt?
Zum einen hatte ich das Gefühl, dass ich Europäer bin und diese Wurzeln auch nicht ablegen kann. Darüber hinaus entstamme ich ja einer Generation, die peinlich davon berührt ist, deutsch zu sein, die ein schlechtes Gewissen hat. In Mali habe ich aber gemerkt, dass es gewisse Elemente meiner deutschen Kultur gibt, die gar nicht so schlecht sind. Eine gewisse Gründlichkeit, etwa, wenn es darum geht, Schrauben richtig anzuziehen.