
Bibiana Beglau
„Ich wünschte, ich wäre demütig genug, den Sinn in der Sinnlosigkeit zu finden.“
Zur Person
Bibiana Beglau (geboren am 16. Juli 1971 in Braunschweig) ist als Tochter einer Krankenschwester und eines Grenzbeamten aufgewachsen. Nach ihrem Schauspielstudium in Hamburg spielte sie wiederholt unter der Leitung von Christoph Marthaler, Frank Castorf, Martin Kušej oder Volker Schlöndorff und wurde bereits mehrfach für ihre Leistungen gewürdigt, darunter mit dem Silbernen Bären der Berlinale als beste Darstellerin und dem Adolf-Grimme-Preis. 2015 wurde sie mit dem Deutschen Theaterpreis ausgezeichnet und sowohl in die Akademie der Künste als auch die Bayerische Akademie der Schönen Künste berufen. Neben ihren Engagements am Residenztheater in München und am Thalia Theater in Hamburg, spielt Bibiana Beglau in vielen großen Film- und Fernsehproduktionen. Sie lebt in München und Berlin.
05. Januar 2018, München. Ein Tisch, zwei Stühle, ein sonst leerer Raum. Der Gartensalon in der Kunsthalle München heißt so, weil vor den riesigen Fenstern Lianen hängen, an denen sich Bibiana Beglau gleich zu Beginn des Gesprächs nach einem Geständnis am liebsten nach unten hangeln würde. Aber die Schauspielerin bleibt und stellt sich allen Fragen. Abends, im Residenztheater, wird sie als Mephisto auf der Bühne stehen. Ein Kraftakt. Ihre Energie scheint unerschöpflich. Und doch, so erzählt sie, sei sie manchmal müde vom Leben. Für andere ein Grund zum Verzweifeln. Bibiana Beglau jedoch lacht viel, kommt zur Erkenntnis, dass Liebe und Hass näher beieinanderliegen als vermutet und erzählt vom weißen Tiger, der ihr erscheint, wenn's eng wird.
Frau Beglau, um die 800.000 Schlüssel gehen in Deutschland jährlich verloren. Besonders ärgerlich ist es, wenn der Haustürschlüssel abhandenkommt – kennen Sie das?
Ich bin immer sorgfältig in allem, ich verliere nichts. Erinnern kann ich mich aber, dass ich einmal den Kragen von einem uralten Pelzmantel in einem Taxi in Zürich vergessen habe. Und ein anderes Mal, da habe ich eine schnelle Handbewegung gemacht, und schwupp flog der Ring an meinem Finger durch die Luft, in ein Sonnenblumenfeld, war nicht mehr auffindbar. Der Ring besaß ideellen Wert für mich, es war schwer zu verschmerzen. Es gibt Dinge, wenn die plötzlich nicht mehr da sind, dann ist das bitter. Ich wurde vor einigen Jahren beklaut, in München, in einer Bar. Alles war weexig, auch das Handy. Ärgerlich, weil ich es einfach brauche bei meiner Herumreiserei. Aber ein echter Verlust, einer, der mir naheging, war das Handy nicht. Dagegen…
Ja?
In dem Beutel, der geklaut wurde, lag mein geliebtes Paar Handschuhe. Noch mehr aber mochte ich den Beutel selbst, es war ein Beutel von Saberi, das tat schon weh, dass der weg war, richtig weh. (lacht, schlägt die Hände vors Gesicht) Okay, wir können an dieser Stelle sofort aufhören, ich schlage ein Loch ins Fenster und hangle mich vor Scham an einer der Lianen ab, die da draußen herumhängen.