
Benedikt Bösel
„Landwirte sind die Rockstars von morgen.”
Zur Person
Benedikt Bösel wird am 22. November 1984 in München geboren, sein Vater ist Banker, seine Mutter Controllerin. Er wächst naturnah auf, erst in Bayern, dann im Rheinland, studiert Business Finance in Großbritannien und Agrarökonomik in Berlin. Nach zehn Jahren in der Finanzindustrie spürt Bösel, dass er dort nicht hingehört und übernimmt den elterlichen Biohof in Alt Madlitz. Die Transformation in Richtung regenerative Landwirtschaft beginnt 2018, nachdem Bösel nach zwei Dürresommern klar wird, dass Technologie allein nicht die Zukunft des Betriebes sichern wird. 2019 gründet er „Gut & Bösel”, um innovative, regenerative Landnutzungsmodelle zu entwickeln und die Bedeutung der Landwirtschaft in den Fokus zu rücken. 2021 gründet er die „Finck Stiftung”, um die Methoden der regenerativen Landwirtschaft wissenschaftlich zu begleiten. 2022 wird Benedikt Böselmit dem Titel „Landwirt des Jahres” geehrt und tritt inzwischen auch als Sachverständiger im Deutschen Bundestag und Berater der Bundesregierung auf. In Alt Madlitz lebt er zusammen mit seiner Freundin und zwei Kindern.
01. Mai 2023, Alt Madlitz, Brandenburg. Der riesige Standort, auf dem Benedikt Bösel die Agrarwende probt, ist gebeutelt. Der Boden meist sandig, der Humusgehalt zwischen ein und zwei Prozent, und dann liegt er auch noch in einer der trockensten Regionen der Republik. Und trotzdem: Der Landwirt und Unternehmer kann die Hoffnung nähren, dass die Welt vielleicht doch nicht dem Untergang geweiht ist. Wer sein Gut in Alt Madlitz, etwa 45 Minuten östlich von Berlin, besucht, kommt aus dem Staunen nicht heraus. Da wachsen plötzlich in langen, geschwungenen Streifen Bäume, Beerensträucher und Kräuter mitten auf dem Getreideacker; die Rinderherde wird mit mobilen Zäunen in Bewegung gehalten; und wo eine dürre Kiefernmonokultur dran glauben musste, pulsiert nun die Natur in größter Diversität. Was Bösel hier vorführt, nennt sich regenerative Landwirtschaft. Hier hat man der konventionellen Agrarchemie Lebewohl gesagt und arbeitet wieder mit der Natur zusammen. Das vorderste Ziel? Humusaufbau. Anders, so Bösel, sei gesunde Ernährung in der Zukunft nicht mehr zu gewährleisten.
Benedikt Bösel, die Disney-Doku über Sie heißt „Farm Rebellion“, Ihr Buch trägt den Titel „Rebellen der Erde“. Bekommt man eigentlich viel Jauche ab, wenn man als unbequemer Agrarrebell nicht nur auf dem Acker steht, sondern auch im Rampenlicht?
Nein, ich bekomme keine Jauche ab. Es gab durchweg positives Feedback – sowohl von ökologischen und konventionellen Landwirten als auch aus der Industrie, von der Politik und den Verbrauchern. Viele sind sich der schwierigen Situation ja mittlerweile bewusst. Damit meine ich nicht nur die der Landwirtschaft selbst, sondern auch die Auswirkungen des Ernährungssystems auf unsere Gesundheit und unsere Ökosysteme. Klimaanpassung, Artenvielfalt, Gesundheit, alles hängt von unserem Umgang mit der Natur ab.
Welches Feedback hat Sie besonders beeindruckt?
Am meisten berührt mich, wenn mir andere Landwirtinnen und Landwirte schreiben und sich dafür bedanken, dass ich mich so einsetze. Sie wissen am besten, was dieses Engagement bedeutet. In der Landwirtschaft gefangen zu sein, tagtäglich unter schwierigen Voraussetzungen zu arbeiten und trotzdem die Energie aufzubringen, ein Buch zu schreiben, sich von einem Kamerateam begleiten zu lassen und sich öffentlich zu positionieren, ist nicht selbstverständlich.