Andreas Zick

Andreas Zick

„Kein anderes europäisches Land erlebt so viel rechtsextreme Gewalt.“

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  • Anna Merten
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Zur Person

27. Juli 2023, Bielefeld. Andreas Zick ist gerade erst von einem Kongress aus den USA und Kanada zurückgekehrt. Seit vielen Jahren forscht der Sozialpsychologe zu Rechtsextremismus und menschenfeindlichen Einstellungen und ist ein gefragter Experte. Nicht zuletzt durch den Aufstieg der AfD ist die Demokratie mittlerweile auch in Deutschland in Gefahr. Wie konnte es so weit kommen? Und was können wir gegen diese Bedrohung tun? Für unser Telefongespräch nimmt sich der 61-Jährige über zwei Stunden Zeit, erzählt zwischendurch viele Anekdoten aus New York und Berlin, und man merkt: Andreas Zick ist ein guter Beobachter, der Kontakt zu den verschiedensten Menschen sucht. Er hat mit Obdachlosen und Politikern gesprochen, mit Ostdeutschen vom Land genauso wie mit der Forschungselite in den großen Städten.

Andreas Zick, Sie forschen seit vielen Jahren zu Extremismus und Rechtspopulismus. Machen Sie sich aufgrund des Aufstieges der AfD inzwischen Sorgen um unsere Demokratie?

Ja, denn die Erfolge der AfD weisen darauf hin, dass die Distanz zu demokratischen Grundwerten in Deutschland größer geworden ist. Die Partei spielt schließlich bewusst damit, bestimmte demokratische Normen infrage zu stellen.

Zum Beispiel?

Immer wieder behauptet die AfD, dass es die Demokratie in Deutschland längst nicht mehr gäbe. Dagegen setzt sie dann eigene Wertmaßstäbe wie härtere Strafen oder das Prinzip „Deutschland zuerst“. Ein wichtiges Feld ist auch die parlamentarische Arbeit: In den Anfragen, die die AfD an die jeweiligen Regierungen stellt, geht es immer wieder um Minoritäten – etwa um Migranten oder Behinderte, die dann für alles Mögliche verantwortlich gemacht werden. Solche Anfragen sind durchdrungen von völkisch-rassistischen und menschenfeindlichen Ideen. Auf diese Weise wird eine wichtige Stütze unserer Demokratie angegriffen: die Würde und die Gleichwertigkeit aller Menschen. Und wenn so etwas so große Zustimmung erhält, ist das schon ein klarer Indikator für die Instabilität der Demokratie.

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