Andrea Petković
„Meine inneren Konflikte manifestieren sich auf dem Tennisplatz.“
Zur Person
Andrea Petković wurde 1987 in Tuzla (ehemals Jugoslawien, heute Bosnien-Herzegowina) geboren und siedelte kurz darauf mit ihren Eltern nach Deutschland, wo ihr Vater als Tennislehrer arbeitete. 1994 begann sie selbst mit dem Tennisspielen und wurde nach dem Einser-Abitur in Darmstadt Profi. 2007 schaffte sie es erstmals in die Top 100 der Weltrangliste. 2009 gewann sie ihr erstes WTA-Turnier. Bis 2015 folgten fünf weitere WTA-Turniersiege. 2011 gehörte sie zu den besten zehn Tennisspielerinnen der Welt, gewann allerdings nie eines der großen Grand Slam-Turniere. Neben ihrer Sportkarriere studierte sie an der Fernuniversität Hagen Politikwissenschaft, schloss das Studium aber nicht ab. Seit diesem Jahr ist sie Moderatorin der ZDF-Sportreportage. Sie spricht vier Sprachen fließend (Deutsch, Englisch, Französisch, Serbisch), spielt zudem Gitarre und Schlagzeug.
20. Juli 2020, Berlin. Das Literaturhaus in der Berliner Fasanenstraße ist ein passender Ort für ein Interview mit Andrea Petkovic: Die erfolgreiche Tennisspielerin liebt Literatur, selbst die harte Kost von Tolstoi. Nun veröffentlicht sie selbst ihr Debüt als Schriftstellerin: Zeit für ein Gespräch über Tennis und das Glück, über ihre aus Bosnien nach Deutschland geflohene Familie und das Gefühl, die Sportwetter gegen sich aufzubringen, wenn man eine Favoritin ausgeschaltet hat. Dabei stellt Andrea Petkovic mehrfach die Schlagfertigkeit unter Beweis, die sie zu einer besonderen Profisportlerin macht.
Andrea Petkovic, sind Sie gerade unglücklich?
(lacht) Nö, wieso?
Weil Sie in Ihrem Buch schreiben: „Ich bin unglücklich in Momenten, in denen alles gut läuft.“
Stimmt, aber der Satz bezog sich vor allem auf meine frühe Zeit als Profispielerin. Ich dachte immer, ich müsste in die Top 50 der Weltrangliste kommen, dann würde ich glücklich. Als ich die Top 50 erreicht hatte, sich das Gefühl aber nicht einstellte, dachte ich: Okay, dann eben, wenn ich in den Top 20 bin. Doch auch da fehlte das Glücksgefühl. Also verschob sich die Grenze immer weiter, das Glück kam aber nie.