Wolfgang Niedecken
„Ich bin Agnostiker mit Gottvertrauen.“
Zur Person
Wolfgang Niedecken (geboren am 30. März 1951 in Köln) spielte als Internatsschüler in Rheinbach in diversen Schülerbands. Er studierte in seiner Heimatstadt Kunst. Seinen ersten Text auf Kölsch schrieb er 1976, kurz vorher gründete sich der Kern der Band, die ab 1977 Wolfgang Niedeckens BAP hieß und den Kölschrock bundesweit bekannt machte. Der Bandname steht im Kölschen für » Papa «, er entstand, weil Niedecken bei den ersten Proben sehr viele Geschichten von seinem sparsamen Vater erzählte, der einen kleinen Lebensmittelladen im Severinsviertel führte. Wolfgang Niedecken hat zwei Söhne aus seiner ersten Ehe sowie zwei Töchter aus seiner zweiten Ehe mit seiner Frau Tina. Er lebt, mit Blick auf den Rhein, im Süden von Köln. Im Frühjahr 2020 wurden Tina und Wolfgang Niedecken zum ersten Mal Großeltern. Zwar wohnt Tochter Isis in Berlin, ihr Sohn Noah wurde jedoch dort geboren, wo auch Opa Wolfgang zur Welt kam: im Severinsklösterchen.
25. Februar 2021, Köln. Das Fenster im Besprechungsraum des Verlags Kiepenheuer & Witsch bietet einen schönen Blick auf den Bahnhofsvorplatz. Auf dem Tisch liegen ein paar Dutzend druckfrische Exemplare des Buches „Wolfgang Niedecken über Bob Dylan“, die der Autor später signieren wird. Mit dabei sind Familienhund Numa und Frau Tina, die während des Gesprächs ein paar Managementaufgaben erledigt. In wenigen Tagen wird Wolfgang Niedecken 70 Jahre alt. Dass ihm dies egal ist, glaubt man gerne: Mit viel Verve erzählt er über sein nicht immer einfaches Verhältnis zu Dylan, den Absolutismus der katholischen Kirche und seinen Weg, aus schlaflosen Nächten geschenkte Zeit zu machen.
Wolfgang Niedecken, Sie sagen von sich, kein Zahlenmensch zu sein. Dürfen wir daher davon ausgehen, dass Ihnen der 70. Geburtstag relativ egal ist?
Ja. Vollkommen. Schon die vorherigen runden Geburtstage waren mir egal. Biste halt 70, na und?
Interessant ist: Bob Dylan ist ziemlich genau zehn Jahre älter als Sie.
Das ist schön und tröstlich. Immer wenn ich mir sage, „Mensch, bist du alt geworden“, dann denke ich daran, dass Dylan noch mal zehn Jahre mehr auf dem Buckel hat. Wenn ich der Esel bin, dann ist Bob Dylan die Möhre vor meiner Nase, die mir in Sachen Alter immer noch ein Stück voraus ist. (lacht)