
Vandana Shiva
„Worte aufrichtig zu benutzen – das ist eine Pflicht.“
Zur Person
Die Sozialaktivistin und Globalisierungskritikerin Vandana Shiva (geboren am 5.11.1952 im indischen Dehradun, im Doon Valley zu Füßen des Himalaya) studierte Physik an der Panjab-Universität und ließ sich nach ihrem Masterabschluss an einem experimentellen Brutreaktor in einem Forschungszentrum nahe Mumbai ausbilden. In Kanada promovierte sie über Grundlagenfragen der Quantenmechanik. Nach ihrer Rückkehr nach Indien engagierte sie sich erstmals in der Umweltbewegung und kehrte in der Folge der Physik den Rücken. Ihre Themen wurden biologische Vielfalt, ökologische Nachhaltigkeit und Frauenrechte. Als Aktivistin wurde ihr 1993 der Right Livelihood Award verliehen, auch bekannt als Alternativer Nobelpreis. Unter anderem ist sie Gründungsmitglied des World Future Council.
7. November 2022, Berlin/Indien. Vandana Shiva erscheint pünktlich zum verabredeten Gespräch per Videocall. Sie befindet sich noch in ihrer indischen Heimat, allerdings steht die Europatournee mit der Kinodokumentation „Vandana Shiva – Ein Leben für die Erde“ kurz bevor, die Camilla und James Beckett über sie gedreht haben. Die weltbekannte Umweltaktivistin ist darin als unerschrockene, kompromisslose, aber stets freundliche Kämpferin zu erleben. Auch im Gespräch wirkt sie gelassen, herzlich – und engagiert in der Sache.
Vandana Shiva, Sie sind Physikerin, Philosophin, Aktivistin, Ökofeministin, Pionierin der globalen Saatgut-Bewegung oder auch, wie es in der Dokumentation über Sie heißt, „eine Art Rockstar“. Haben Sie selbst manchmal Schwierigkeiten, diese Rollen auseinanderzuhalten?
Ich tue einfach das, was in meinen Augen das Richtige ist. Andere geben mir Namen. Das ist okay, ich komme aus einer Kultur, in der wir tausend verschiedene Bezeichnungen für den Ganges haben, für alles Mögliche. Insofern mache ich mir nicht so viele Gedanken darüber, wie andere mich nennen. Die Menschen streiten sich gegenwärtig viel zu sehr um Begrifflichkeiten. Mein Antrieb ist, den Dingen auf den Grund zu gehen. Wenn ich Gewalt sehe oder Ungerechtigkeit, will ich wissen, was sie verursacht.
Eines Ihrer frühen Vorbilder ist Albert Einstein…
Er steht hinter mir im Regal! (zeigt auf eine Büste hinter sich) Ich habe die Skulptur selbst angefertigt, als ich zwischen zwei Studienabschlüssen ein kleines Zeitfenster hatte.