
Thomas Pogge
„Ungleichheit ist eine riesige Bedrohung für die Zukunft.“
Zur Person
Thomas Pogge (geboren am 13.08.1953) studierte in Hamburg Soziologie und promovierte an der Harvard Universität mit einer Arbeit über Immanuel Kant und das Thema globaler Gerechtigkeit. Seit 2008 ist er Professor für Philosophie und Internationale Angelegenheiten an der Yale University. Sein Buch mit dem Titel „Weltarmut und Menschenrechte“ zählt zu den einflussreichsten Schriften in der Debatte über eine internationale Gerechtigkeit. Seit der Veröffentlichung im Jahr 2002 zählt Thomas Pogge zu den führenden Denkern der politischen Philosophie und Ethik. Er lebt und arbeitet in New Haven, Connecticut.
19. Januar 2018, München. Gerade kommt Thomas Pogge von einem Vortrag aus Brüssel, gleich geht es weiter nach Genf zu Treffen bei WHO, ILO und Global Fund. Der deutsche Philosoph ist so etwas wie ein moderner Kreuzritter der globalen Steuergerechtigkeit. Er kämpft von seinem Schreibtisch in der Yale Universität aus, berät zahlreiche Regierungen, NGOs und andere Organisationen. Wir treffen ihn auf seinem Zwischenstopp in einem einfachen Münchner Hotel, für Luxus scheint er nicht viel übrig zu haben, das zeigt auch sein unspektakulärer schwarzer Anzug. Im Interview geht es um die fehlende Gerechtigkeit des globalen Steuersystems. Pogge kritisiert die Superreichen sowie die Industriestaaten und schlägt vollkommen andere Steuersysteme vor.
Prof. Pogge, als Yale-Professor verdienen Sie bestimmt nicht übel. Zahlen Sie alle Steuern aufrichtig?
Ja, ich habe mein Geld kompliziert und intelligent in den Vereinigten Staaten angelegt.
Kompliziert und intelligent – was heißt das?
Es gibt in den USA ein komplexes Steuersystem, das einem erlaubt, viele Steuern zu sparen, indem man Geld an bestimmte vom Staat anerkannte wohltätige Organisationen spendet. Das nutzen viele der Wohlhabenden, sie spenden etwa an religiöse Gemeinschaften, Universitäten oder Museen.