
Thomas Anders
„Ich bin keine Spaßbremse.“
Zur Person
Thomas Anders (geboren am 1.3.1963 als Bernd Weidung in Münstermaifeld bei Koblenz) ist Sohn eines Beamten, die Mutter führte eine Gaststätte. Schon mit sechs Jahren sammelte er erste Erfahrungen als Sänger. Noch während seiner Schulzeit wurde eine Plattenfirma auf ihn aufmerksam und produzierte ein erstes Album. Nach dem Abitur 1982 studierte er fünf Semester Germanistik, Publizistik und Musikwissenschaft, ein Jahr später startete er zusammen mit dem Musikproduzenten Dieter Bohlen das Eurodisco-Projekt Modern Talking, dem 1985 mit dem Titel „You´re My Heart, Your´re My Soul“ ein Welterfolg gelang. 1987 lösten sich Modern Talking zunächst auf; Anders zog mit seiner damaligen Frau Nora Balling in die USA. 1994 kehrte er nach Deutschland zurück. 1999 kam es zu einer erfolgreichen Reunion von Modern Talking, 2003 gab Dieter Bohlen die finale Trennung des Duos bekannt. Seitdem arbeitet Anders erfolgreich als Solokünstler. Er lebt mit seiner neuen Frau Claudia Hess und einem gemeinsamen Sohn in Koblenz.
6. September 2018, Koblenz. Man hat natürlich gleich ein paar Klischees vor Augen, vor allem aus der Zeit von Modern Talking: die langen Haare, die „Nora“-Kette, diese superseichte, aber auch supererfolgreiche Musik, die einem immer gleichen Muster folgte. Aber wenn man Thomas Anders spricht, fallen einem zunächst einmal die sehr angenehme Stimme und der Humor auf. Nur selten wird er schmallippig. Zum Beispiel, wenn es zu lange um den Nerv-Faktor Dieter Bohlen geht. Lieber spricht der Sänger über seinen Anspruch als Sänger und die Frage, wer ein Arschloch sein könnte – und wer nicht.
Herr Anders, was wäre aus Ihnen geworden, wenn das mit der Musik nicht geklappt hätte?
Was meinen Sie, wie oft ich mich das frage? Ich glaube schon, dass es etwas Kreatives gewesen wäre, vielleicht wäre ich in einer Werbeagentur gelandet, ich habe ja auch Germanistik und Publizistik studiert. Ich hatte aber nie einen Plan B für mein Leben.
Als Germanist sind Sie dann ja mit den Vorurteilen der Intellektuellen gegenüber Ihrem Genre vertraut.
Ja, ich hab’s allerdings nicht ganz fertig studiert. (lacht) Für mich ist das ein Rätsel, wieso sich viele Journalisten andauernd intellektuell beweisen müssen: wie toll sie sind, wie kritisch sie mit allem umgehen und immer auf der Suche nach dem Haken. Ich frage mich bei diesen akademischen Kritikern, wieso sie immer zur Schau stellen müssen, dass sie vielleicht doch einen Tick schlauer als die Allgemeinbevölkerung sind, dass ihr IQ doch ein paar Prozentpunkte höher liegt. Haben die so ein kleines Selbstbewusstsein? Denn wenn ich immer auf etwas herumreiten und etwas verachten muss, dann habe ich doch im Grunde ein geringes Selbstbewusstsein. Ich brauche das nicht, ich muss nicht jedem aufs Brot schmieren, wenn bei mir etwas gut läuft.