Stephan Harbort

Stephan Harbort

„Mord ist ein seltenes Ereignis.“

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  • Anna Merten
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Zur Person

13. November 2018, Düsseldorf. Der Kriminalist und Serienmörder-Experte Stephan Harbort spricht mit der Ruhe und Abgeklärtheit eines Menschen, der viel erlebt und gesehen hat. Oder ist es nur sein rheinischer Dialekt, der selbst den grausamsten Themen einen Beiklang von Milde verleiht? Harbort hat schon etliche Bücher über Mörder verfasst. Aber mit seinem jüngsten Werk „Wenn Kinder töten“ begibt er sich auf ein Terrain, das ihm selbst neu war. Und das ihn an die Grenzen der Fassbarkeit führte.

Herr Harbort, glauben Sie, dass es Menschen gibt, die böse geboren werden?

Nein! Natürlich wissen wir aus der Forschung, dass die genetische Disposition bei der Entwicklung eines Menschen beachtlich ist. Jeder wird mit Blick auf sich selbst bestätigen können, dass väterliche und mütterliche Persönlichkeitsanteile vorhanden sind. Bei mir selbst ist das nicht anders. Wenn wir nun vom Fall eines Mörders ausgehen, der sich fortpflanzt, dann besitzt dessen Kind sicher auch Persönlichkeitsanteile, die für das spätere Leben belastend sein können. Aber wenn dieses Kind wiederum in einer intakten Familie aufwächst und von den üblichen Gewalttriggern ferngehalten wird, hat auch dieses Kind beste Chancen auf eine normale Entwicklung. Vor 70, 80 Jahren war der Glaube an das Böse von Geburt an noch wissenschaftlich etabliert. Ich erinnere hier nur an die Gerichtsverhandlung gegen Rudolf Pleil …

… den selbst ernannten „Totmacher a.D.“.

Pleil hatte kurz nach dem Zweiten Weltkrieg zehn Frauen auf sadistische Weise getötet. Der Gerichtspsychiater, damals eine Koryphäe seiner Zunft, sagte vor dem Landgericht Braunschweig, es handele sich bei Pleil um einen geborenen Verbrecher mit schlechten Genen. Damit war alles erklärt!

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