
Stephan Harbort
„Mord ist ein seltenes Ereignis.“
Zur Person
Stephan Harbort, geboren 1964 in Düsseldorf, ist Kriminalhauptkommissar, Experte für Serienmörder und die Operative Fallanalyse sowie Dozent an der BTU Cottbus. Weiterhin ist er Autor von Publikationen in nationalen bzw. internationalen Fachjournalen und diverser Sachbücher, die in mehrere Sprachen übersetzt wurden. Seit 1997 führte er Interviews mit bislang mehr als 70 verurteilten Gewalttätern, insbesondere Serienmördern. Harbort fungiert häufig als Fachberater bei der Produktion von Kinofilmen, TV-Dokumentationen und Krimiserien, beispielsweise "Tatort" und war auch selbst schon häufiger im Fernsehen zu sehen, u.a. bei Frank Elstner, Günther Jauch, Johannes B. Kerner, Bettina Böttinger oder Markus Lanz. Er ist außerdem einer der Hauptdarsteller im Kino-Dokumentarfilm „Blick in den Abgrund“ und ab sofort in dem Serien-Crime-Format „Die Spurenleser“ (SWR/NDR) zu sehen. Stephan Harbort ist verheiratet und lebt mit seiner Familie in Düsseldorf. Zwischen 1997 und 2011 führte er Gespräche mit mehr als 50 Serienmördern in Justizvollzugsanstalten und psychiatrischen Krankenhäusern. Aus dieser Forschung entstanden eine Vielzahl von Büchern, darunter die Reihe „Phänomen Serienmörder“, „Gemeingefährlich: Deutschlands schlimmste Verbrecher“, oder „Killerfrauen“. Harbort ist auch als Fachberater bei TV-Dokumentationen und Krimi-Serien tätig und einer der Hauptdarsteller der TV-Serie „Protokolle des Bösen“. Er lebt mit seiner Familie in seiner Geburtsstadt Düsseldorf.
13. November 2018, Düsseldorf. Der Kriminalist und Serienmörder-Experte Stephan Harbort spricht mit der Ruhe und Abgeklärtheit eines Menschen, der viel erlebt und gesehen hat. Oder ist es nur sein rheinischer Dialekt, der selbst den grausamsten Themen einen Beiklang von Milde verleiht? Harbort hat schon etliche Bücher über Mörder verfasst. Aber mit seinem jüngsten Werk „Wenn Kinder töten“ begibt er sich auf ein Terrain, das ihm selbst neu war. Und das ihn an die Grenzen der Fassbarkeit führte.
Herr Harbort, glauben Sie, dass es Menschen gibt, die böse geboren werden?
Nein! Natürlich wissen wir aus der Forschung, dass die genetische Disposition bei der Entwicklung eines Menschen beachtlich ist. Jeder wird mit Blick auf sich selbst bestätigen können, dass väterliche und mütterliche Persönlichkeitsanteile vorhanden sind. Bei mir selbst ist das nicht anders. Wenn wir nun vom Fall eines Mörders ausgehen, der sich fortpflanzt, dann besitzt dessen Kind sicher auch Persönlichkeitsanteile, die für das spätere Leben belastend sein können. Aber wenn dieses Kind wiederum in einer intakten Familie aufwächst und von den üblichen Gewalttriggern ferngehalten wird, hat auch dieses Kind beste Chancen auf eine normale Entwicklung. Vor 70, 80 Jahren war der Glaube an das Böse von Geburt an noch wissenschaftlich etabliert. Ich erinnere hier nur an die Gerichtsverhandlung gegen Rudolf Pleil …
… den selbst ernannten „Totmacher a.D.“.
Pleil hatte kurz nach dem Zweiten Weltkrieg zehn Frauen auf sadistische Weise getötet. Der Gerichtspsychiater, damals eine Koryphäe seiner Zunft, sagte vor dem Landgericht Braunschweig, es handele sich bei Pleil um einen geborenen Verbrecher mit schlechten Genen. Damit war alles erklärt!