Stefan Kretzschmar
„Es gibt wenige Menschen, die harmoniesüchtiger sind als ich.“
Zur Person
Stefan Kretzschmar wurde am 17.02.1973 in Leipzig geboren und ist der Sohn des 66-fachen DDR-Nationalspielers und früheren Trainers der Damennationalmannschaft, Peter Kretzschmar, der auch Stefans spätere Mutter Waltraud Kretzschmar trainierte. Sein Debüt in der deutschen Handballnationalmannschaft gab Stefan Kretzschmar im Jahr 1993 und blieb bis zu seinem Rücktritt im Jahr 2004 Bestandteil dieser Mannschaft. Drei Jahre darauf beendete er seine Karriere als professioneller Spieler und ist mittlerweile ehrenamtlich im Aufsichtsrat der SC DHfK Leipzig Handball Verwaltung GmBH tätig und ist zudem als einer der Trainer des SC DHfK Leipzig aktiv. Seit 2009 ist er zum zweiten Mal mit seiner damaligen Ehefrau verheiratet. Beide haben zwei gemeinsame Kinder.
10.02.2004, Köln. Viel Zeit hat er sich genommen, Deutschlands Vorzeige-Handballer. Und Berührungsängste in Sachen Themen kennt er auch nicht. Mit viel Zeit werden Themen wie Geduld, Verletzungen, Gegner, die Ehrlichkeit des Handballs und seine Rolle als Nonkonformist besprochen. Hier und da gibt es einige Querpässe zu überraschenden Aussagen, die wir hinterfragen.
Herr Kretzschmar, vor ein paar Wochen wurde Deutschland in Slowenien Handball-Europameister. Sie allerdings saßen verletzt am Rand, wie schon letztes Jahr beim WM-Finale, das verloren ging. Was ist denn schlimmer: Zusehen, wie die Kollegen gewinnen oder wie sie verlieren?
Stefan Kretzschmar: Als sie letztes Jahr verloren haben, war das schlimmer. Es war brutal, weil ich ja das ganze Turnier mitgespielt habe und mir im Halbfinale den Finger gebrochen hatte. Und dann saß ich draußen und musste hilflos zusehen. Dieses Jahr war es so, dass ich Anfang Januar eine Operation an der Leiste hatte. Ich hatte die Aussicht, bis zum Halbfinale wieder fit zu sein.
Was aber nicht eintrat.
Doch, ich war fit. Ich hätte spielen können. Es wäre aber in meinen Augen eine Arschloch-Aktion gewesen. Dein Team geht in solch einem Turnier durch bis ins Halbfinale, und dann kommst du dazu und sagst: „So Jungs, ich bin wieder einigermaßen fit, lasst mich spielen.“ Das wollte ich nicht. Ich wollte nicht die Lorbeeren absahnen, die sich andere erarbeitet haben.