Peter Thorwarth
„Das Provinzielle ist universell.“
Zur Person
Am 03.06.1971 in Dortmund geboren, wuchs Peter Thorwarth in Unna auf. Bereits im Alter von 14 drehte er den Dreiminüter „Ritterspiele“. Danach stand der Berufswunsch fest: Regisseur. Das Schicksal und die Eltern wollten es nach dem Abitur anders: 1990 schrieb sich Thorwarth für Zahnmedizin in München ein, 1992 sattelte er auf Kommunikationsdesign um. Im zweiten Anlauf schaffte er 1994 die Aufnahme an der Hochschule für Fernsehen und Film. Sein Kurzfilm „Was nicht passt, wird passend gemacht“ erhielt 1997 eine Nominierung für den Studenten-Oscar. 1998 legte Thorwarth mit „Bang Boom Bang“ den Grundstein für die ‚Unna-Trilogie’. Der Regisseur lebt in Berlin.
Berlin, 10.12.2005. Regisseur Peter Thorwarth ist ein Junge aus dem Ruhrpott. Und weil das so ist, werden erst gar keine Mätzchen gemacht: Man trifft sich am gemütlichen Küchentisch einer Berliner Freundin, wo der Kaffeestrom nie versiegt. So gut versorgt, kommt der junge Filmemacher mit dem Dreitagebart ins Erzählen.
Herr Thorwarth, können Sie sich noch daran erinnern, wann Sie zum ersten Mal Lokalpatriotismus verspürt haben?
Peter Thorwarth: (überlegt) Mit 18 hatte ich eine Freundin in Salzburg, die mich mal zu ihrem Onkel nach Wien mitnahm. Die ganze Familie war sehr bewandert in klassischer Musik, wovon ich gar keine Ahnung hatte. Ich kam mir vor wie ein Vollidiot – bis ich merkte, dass ich dort als echter Ruhrpottler und gnadenloser Fußballfan großartig provozieren konnte. Es hat richtig Laune gemacht, mich als unkultivierter Ignorant aufzuführen. Mein Dortmunder Akzent wurde immer breiter. Und zum ersten Mal in meinem Leben war ich ein bisschen stolz auf meine Heimat.
Neigt denn der Mensch aus dem Ruhrpott zum Minderwertigkeitskomplex?
Nein, eher zur großen Fresse, was aber vielleicht von einem Minderwertigkeitskomplex herrührt. In meiner frühesten Kindheit habe ich meine Oma in Bayern besucht, wo es von den Dorfkindern immer ziemlich was auf die Schnauze gab. Eine gewisse Art von Anti-Preußen-Rassismus war also schon zu spüren. Wenn da einer aus dem Ruhrgebiet kommt, wird unter den Einheimischen erst mal richtig der Schulterschluss geprobt.