Peter Thorwarth

Peter Thorwarth

„Das Provinzielle ist universell.“

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Zur Person

Berlin, 10.12.2005. Regisseur Peter Thorwarth ist ein Junge aus dem Ruhrpott. Und weil das so ist, werden erst gar keine Mätzchen gemacht: Man trifft sich am gemütlichen Küchentisch einer Berliner Freundin, wo der Kaffeestrom nie versiegt. So gut versorgt, kommt der junge Filmemacher mit dem Dreitagebart ins Erzählen.

Herr Thorwarth, können Sie sich noch daran erinnern, wann Sie zum ersten Mal Lokalpatriotismus verspürt haben?

Peter Thorwarth: (überlegt) Mit 18 hatte ich eine Freundin in Salzburg, die mich mal zu ihrem Onkel nach Wien mitnahm. Die ganze Familie war sehr bewandert in klassischer Musik, wovon ich gar keine Ahnung hatte. Ich kam mir vor wie ein Vollidiot – bis ich merkte, dass ich dort als echter Ruhrpottler und gnadenloser Fußballfan großartig provozieren konnte. Es hat richtig Laune gemacht, mich als unkultivierter Ignorant aufzuführen. Mein Dortmunder Akzent wurde immer breiter. Und zum ersten Mal in meinem Leben war ich ein bisschen stolz auf meine Heimat.

Neigt denn der Mensch aus dem Ruhrpott zum Minderwertigkeitskomplex?

Nein, eher zur großen Fresse, was aber vielleicht von einem Minderwertigkeitskomplex herrührt. In meiner frühesten Kindheit habe ich meine Oma in Bayern besucht, wo es von den Dorfkindern immer ziemlich was auf die Schnauze gab. Eine gewisse Art von Anti-Preußen-Rassismus war also schon zu spüren. Wenn da einer aus dem Ruhrgebiet kommt, wird unter den Einheimischen erst mal richtig der Schulterschluss geprobt.

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