Padeluun
„Viele begreifen gar nicht, dass sie längst ihre Privatsphäre aufgegeben haben.“
Zur Person
Ende der 70er Jahre begann padeluun seine Kunstkarriere mit Dia-, Film- und Musikperformances. Zusammen mit Rena Tangens gründete er 1984 das Atelier Art d’Ameublement in Bielefeld und präsentierte dort 1985 den „Chaos Computer Club“. Ab 1987 betrieben padeluun und Tangens das Mailboxnetzwerk Bionic und gründeten den FoeBuD e.V., der sich für Bürgerrechte und Datenschutz einsetzt und seit 2000 die deutschen „Big Brother Awards“ vergibt. Auch padeluun und Rena Tangens sind preisgekrönt: 2004 verlieh ihnen das Hagener Karl-Ernst-Osthaus-Museum den Kunstpreis „Evolutionäre Zellen“, für ihr bürgerrechtliches Engagement bekamen sie 2008 eine Theodor-Heuss-Medaille.
18.03.2008, Bielefeld. Vor ein paar Tagen war der Künstler und Datenschutzaktivist padeluun als Redner auf einer Demo gegen die Vorratsdatenspeicherung, am Tag nach dem Interview wird das Bundesverfassungsgericht seine Eilentscheidung dazu bekannt geben. Im Büro des Vereins FoeBuD, der sich für Bürgerrechte und Datenschutz einsetzt, geht es entsprechend hektisch zu, doch padeluun nimmt sich viel Zeit, um das Thema Datenschutz konkret und persönlich zu besprechen.
Sie halten Vorträge zum Thema Datenschutz und nehmen Demonstrationen im ganzen Land teil. Sind also viel unterwegs – und zwar ohne Auto. Wie kaufen Sie Ihre Bahnfahrkarten?
padeluun: (lacht) Online. Ich finde das Bahnsystem genial, denn es ist super programmiert und funktioniert, also Hochachtung. Es ist eine der wenigen Anwendungen im Netz, die meines Wissens noch nie einen Ausfall hatten. Dass man dabei aber gezwungen ist, persönliche Angaben preiszugeben, finde ich natürlich scheiße. Ebenso wie die Tatsache, dass die Bahn es ihren Kunden fast unmöglich macht, auf anderem Weg eine Fahrkarte zu kaufen. Im Reisebüro kostet es einen Riesenaufpreis, und am Schalter sind die Wartezeiten immens. Mein Traum wäre eine Bahncard 100, also einfach in den Zug steigen und fahren.