
Nia Künzer
„Das große Thema im Frauenfußball? Sichtbarkeit.“
Zur Person
Nia Künzer (geboren am 18. Januar 1980 in Mochudi, Botswana) wuchs als jüngeres von zwei Kindern eines in der Entwicklungshilfe arbeitenden Ehepaars neben sieben weiteren Pflegegeschwistern im Albert- Schweitzer-Kinderdorf in Wetzlar auf. Mit fünf Jahren begann sie in der F-Jugend des Eintracht Wetzlar mit dem Fußball, bis zum 14. Lebensjahr spielte sie bei den Jungs, mit 17 wechselte sie zum Frankfurter Bundesligisten SG Praunheim, aus dem später der 1. FFC Frankfurt hervorging. Trainerin Monika Staab machte sie mit 19 Jahren zur Kapitänin eines Teams, zu dem Spielerinnen wie Doris Fitschen, Renate Lingor und Birgit Prinz gehörten. Parallel begann Nia Künzer, Erziehungswissenschaften zu studieren. Sie wurde siebenmal Deutsche Meisterin und Pokalsiegerin, gewann dreimal den UEFA-Cup und machte das deutsche Frauen-Team mit ihrem Golden Goal 2003 erstmals zu Weltmeisterinnen. Seit fast 20 Jahren ist sie als Expertin für die ARD tätig. Nach einer Anstellung im hessischen Innenministerium als Referentin für die Themen Integration durch Sport, Gewaltprävention und Fanprojekte im Fußball leitet sie seit sechs Jahren ein Dezernat in der Abteilung Flüchtlingsangelegenheiten, Erstaufnahmeeinrichtung und Integration im Regierungspräsidium Gießen. Mit Mann, zwei Kindern und Hund lebt sie in Wetzlar.
02. Mai 2023, Wetzlar. Nia Künzer sendet live aus dem Souterrain ihres Familienheims. Sie trägt schwarz, im Hintergrund an der Wand leuchten ein paar Gymnastikmatten. Die ARD-Fußball-Expertin und Schützin des Golden Goals, das Deutschland vor bald 20 Jahren zum Weltmeister machte, hat am Vorabend den Einzug der Wolfsburgerinnen ins Champions-League-Finale verfolgt. Auch im Endspiel gegen den FC Barcelona rechnet Nia Künzer dem VfL gute Chancen aus. Während des Interviews tritt sie mal wie die ehemalige Spielführerin des 1. FFC Frankfurt auf, mal wie eine reflektierte Botschafterin des Frauenfußballs. Dabei spricht sie immer so, wie sie gespielt hat und ihre weitere Karriere angegangen ist: mit viel Übersicht, Gespür für die Situation – und nie ohne Absicherung.
Nia Künzer, wohin ging Ihre erste Fernreise?
Von Botswana nach Deutschland, im Jahr 1980. Für meine Familie stand damals die Rückreise an, nachdem mein Vater seinen Arbeitsvertrag dort beendet hatte.
Sie waren zu der Zeit erst wenige Monate auf der Welt. An welche frühe Fernreise können Sie sich noch erinnern?
Ich vermute, dass ich die nächsten Fernreisen zusammen mit der Hessenauswahl oder mit dem Nationalteam in irgendeiner Juniorinnenauswahl gemacht habe. Da war ich häufiger in den USA, später auch in China. Fernreisen mit der Family gab es weniger. Einmal noch 1996 eine Reise mit dem Wohnmobil in die USA, die meine Eltern nur mit mir allein unternommen haben.