Neven Subotić

Neven Subotić

„Wissen ist das eine, Handlung das andere.“

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  • Lea Franke
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Zur Person

27. April 2022, Dortmund. Die Räumlichkeiten der Neven Subotic Stiftung liegen nur etwa 500 Meter von den Verlagsräumen entfernt, in denen GALORE entsteht. Heimspiel also für ein zweites Gespräch mit dem Profifußballer und Stiftungsgründer, der im Juni ein Buch über sein Leben veröffentlicht, mit dem er aufzeigen will, „warum der Weg zu einer gerechteren Welt bei uns selbst anfängt“. Ging es im ersten GALORE-Interview 2016 vor allem um Subotics Weg vom Klischeefußballer zum gesellschaftspolitischen Aktivisten und die Arbeit seiner Stiftung, gibt es nun ein Thema, das ihn seit vielen Monaten besonders umtreibt: der Zweite Äthiopische Bürgerkrieg, der sich vor allem in Tigray, einer wichtigen Projektregion der Stiftung, abspielt, aber nur wenig Beachtung in den Medien findet. Eine Stunde sprechen wir über die humanitäre Katastrophe, die sich dort ereignet, dann braucht es eine Pause – auch, weil Subotic langsam Hunger bekommt. Nach einem Schokoriegel und einigen Fotos geht es weiter mit dem Gespräch, in dem sich der 33-Jährige durchgehend reflektiert und nachdenklich zeigt – wenn es um Äthiopien und die Ungerechtigkeiten der Welt geht genauso wie beim Blick auf die Beziehung zu seinem Vater und das kapitalistische System Profifußball.

Neven Subotić, in Ihrem ersten GALORE-Interview im Jahr 2016 nannte der Interviewer zum Einstieg eine Zahl: 663 Millionen. So viele Menschen weltweit hatten damals keinen Zugang zu sauberem Wasser. Diese Angabe war auf der Homepage Ihrer Stiftung zu finden. Ich habe heute Morgen ebenfalls einen Blick auf die Seite geworfen: Mittlerweile sind es 771 Millionen Menschen. Lässt sich diese Differenz allein mit dem Bevölkerungswachstum erklären?

Nicht ausschließlich, aber zum größten Teil. Gerade in Afrika, wo der Zugang zu Wasser besonders knapp ist, verzeichnet man die höchsten natürlichen Zuwachsraten. Und je höher diese liegen, desto schwieriger wird es für Entwicklungsländer, soziale und ökonomische Fortschritte zu erzielen. Hinzu kommt, dass sich Definitionen und damit auch Daten ändern. Die Weltgesundheitsorganisation und UNICEF versuchen im Rahmen ihres Überwachungsprogramms, die Erfassungsdaten zunehmend zu standardisieren, um eine möglichst genaue Vergleichbarkeit zu erreichen.

Wie wird also beispielsweise „Zugang“ definiert?

„Zugang“ schließt vor allem drei Faktoren ein. Zunächst die Qualität: Kann das Wasser bedenkenlos getrunken werden? Dann die Quantität: Als Mindestmaß für eine nachhaltige Nutzung gelten vorübergehend 25 Liter pro Person pro Tag und langfristig 50 Liter, die zur Verfügung gestellt werden können. Haushalte in Afrika umfassen in der Regel mehr als nur zwei Personen. Selbst wenn ausreichend Wasser vorhanden ist, muss man sich zur Wasserquelle hinbewegen, das Wasser abpumpen, nach Hause transportieren und auch nutzen. Dabei spielen wiederum Infrastruktur, Zeit und Distanz eine Rolle. Mittlerweile konzentriert man sich weitestgehend auf den Zeitfaktor, denn für eine Wegstrecke bergauf braucht man länger als für eine, die bergab führt. Als Maximum gelten 30 Minuten für Hin- und Rückweg. Darauf achten wir beim Brunnenbau.

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