Nazanin Afshin-Jam
„Ich bin zu gleichen Teilen Sängerin und Menschenrechtlerin.“
Zur Person
Nazanin Afshin-Jam (Jahrgang 1979) kam während der iranischen Revolution in Teheran zur Welt. Kurz darauf floh ihre Familie ins europäische Exil und siedelte später nach Kanada über. Nach einer Zeit bei der königlichen kanadischen Luftwaffe, studierte Afshin-Jam Politikwissenschaften und Internationale Beziehungen; gleichzeitig war sie als Model und Schauspielerin tätig, engagierte sich beim Roten Kreuz und wurde 2003 Zweite beim Miss World-Wettbewerb. Ihr erstes Album erschien 2007, weltweite Bekanntheit erreichte sie durch ihre Aktionen für im Iran zum Tode verurteilte Minderjährige. Nazanin Afshin-Jam lebt in Vancouver und ist mit dem kanadischen Verteidigungsminister Peter MacKay verheiratet.
25.04.2007, Berlin. Eigentlich ist Nazanin Afshin-Jam in der Stadt, um über ihr Album „Someday“ zu sprechen, doch schnell wird klar, dass der Sängerin und Menschenrechtlerin ein anderes Terrain ungleich wichtiger scheint: Die katastrophalen Zustände in ihrem Heimatland, dem Iran.
Mrs. Afshin-Jam, um ehrlich zu sein war mir ein bisschen Bange vor diesem Gespräch. Können Sie sich denken, warum?
Nazanin Afshin-Jam: Nein, keine Ahnung. Klären Sie mich auf.
Eine attraktive Frau zu treffen, ist toll. Eine clevere, hochgebildete Frau ebenfalls. Aber einer schönen Frau gegenüberzusitzen, die Top-Universitäten besucht hat, Sängerin und Menschenrechtlerin ist, einen Pilotenschein besitzt und in der kanadischen Luftwaffe gedient hat, ist beinahe unheimlich. Worin sehen Sie selbst den Mittelpunkt Ihres Schaffens?
Ich bin zu gleichen Teilen Sängerin und Menschenrechtlerin. Das sage ich zumindest, wenn mich ein Zollbeamter an der Grenze nach meinem Beruf fragt, denn dafür geht der Großteil meiner Zeit drauf. Man könnte aber durchaus so weit gehen zu behaupten, die Musik sei hauptsächlich ein Mittel, meinen humanitären Überzeugungen eine lautere Stimme zu verleihen. Ich setzte mich hin und überlegte mir, wie ich am einfachsten möglichst viele Leute erreiche – und Popmusik schien mir ein effektiver Weg. Songs sind etwas, das bleibt.