Michael Mittermeier

Michael Mittermeier

„Man darf immer weniger offen lassen, wo man steht.“

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  • Andreas Hornoff
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Zur Person

16.03.2016, Hamburg. Michael Mittermeier entsteigt dem Hotelfahrstuhl und ist sichtlich guter Dinge. Wir suchen uns einen ruhigen Platz in der Hotelbar und reden über all die Themen, die den Comedian in den letzten Jahren beschäftigten. Darunter seine Tourneen und Auftritte im Ausland auf kleinen und großen Comedy-Bühnen, betrunkene Engländer, New Yorker Pimps, den deutschen Humornachwuchs – und letztlich auch über deutsche und amerikanische Politik. Mittermeier hat zu jedem Thema fundierte Ansichten und dabei stets ein wenig den Schalk im Nacken.

Herr Mittermeier, nach zahlreichen spannenden Ausflügen als Mensch und Comedian ins Ausland gehen Sie nun mit einem Programm namens „Wild“ auf Tournee. Was ist das Wildeste, das Sie je auf einer Bühne gemacht haben?

(überlegt) Das ist schwer zu sagen, denn es gab schon eine Menge wilder Bühnenmomente. Etwa damals beim ECHO 2001, wo ich mit den ganzen Kumpanen von Mittermeier & Friends „Kumbaya“ performt habe. Das war schon echt wild, da wir völlig von Adrenalin gedopt waren in diesem Jahr des Komplettwahnsinns. Er gipfelte darin, dass ich eine wohlgemerkt nur geliehene Gitarre vorne am Bühnenrand kaputt geschlagen habe, weil ich völlig ausgetickt bin. Einen halben Meter vor mir saß der damalige Bundespräsident Johannes Rau. Er guckte mich nur an, und ich dachte: „Scheiße. Der denkt jetzt sicher, der Mittermeier hat total das Rad ab.“

Heute würde sich Ihre Wildheit anders äußern, oder?

Schon, aber deswegen nicht weniger intensiv. Ich behaupte, dass das, was ich vor ein paar Wochen bei der Goldenen Kamera abgeliefert habe, auch ein wilder Moment war. (Mittermeier hielt als Laudator auf Preisträgerin Dunja Hayali eine flammende Rede gegen das neue deutsche Wutbürgertum und kommentierte Hass-Postings, die er zitierte, Anm. d. Verf.) Das war ein verbal wilder Moment, weil er sehr hart, aber leider eben auch sehr real die aktuelle Lage darstellte. Ich habe hinterher gehört, dass damit auch nicht jeder umgehen konnte, in etwa so wenig wie Johannes Rau mit der zerschmetterten Gitarre.

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