Michael James Hucknall
„Der Lohn der Liebe: Sie beendet den Narzissmus.“
Zur Person
Michael James Hucknall (geboren am 8.6.1960 in Manchester) wurde von seinem Vater großgezogen, nachdem die Mutter die Familie verließ, als Mick drei Jahre alt war. Nach der Schule studierte er zunächst Kunstgeschichte in Manchester und arbeitete nebenbei als DJ. Mit seiner ersten, von Wave und Punk inspirierten Band Frantic Elevators konnte er keine größeren Erfolge feiern, weshalb die Band 1983 auseinanderbrach. 1984 gründete er die Pop-/Soul-Band Simply Red, mit der Hucknall zu einer internationalen Karriere abhob. Insgesamt verkauften Simply Red bis heute über 60 Millionen Alben. Neben der Musik begeistert sich Hucknall für Fußball, in den 90er-Jahren versuchte er sogar, seinen Herzensverein Manchester United zu kaufen. Er betrieb ein Weingut auf Sizilien und zusammen mit den Schauspielern Johnny Depp, John Malkovich und Sean Penn die Restaurant-Kette Man Ray. Nach Beziehungen mit Prominenten wie Catherine Zeta-Jones oder Helena Christensen ist Hucknall seit 2010 mit Gabriella Wesberry verheiratet, 2007 wurden sie Eltern einer Tochter.
21. November 2018, Hamburg. Als Mick Hucknall die Interview-Suite betritt und wir ihm unsere Idee eines gelungenen Interviews erklären, zeigt er sich zunächst bockig: „Wissen Sie, ich bin hier, um mein neues Album zu promoten. Ich mache keine Personality-Geschichten, auch keine Homestorys. Für so etwas bin ich nicht zu haben, mich interessiert es nicht, wer ich bin.“ Nun, uns interessiert es schon. Und schnell wird Hucknall zutraulicher. Er erzählt von seiner einsamen Kindheit, kritisiert Popmusiker, die sich als Politiker geben, und berichtet von einer Nacht in New York, als er die Aufgabe hatte, sich um einen Typen zu kümmern, mit dem sonst keiner etwas zu tun haben wollte: Donald Trump.
Mr. Hucknall, wenn die Songs von Simply Red eines gemeinsam haben, dann, dass sie Melancholie in einer sehr breitentauglichen Weise darstellen. Sie haben quasi die Traurigkeit popularisiert. Wie kamen Sie auf diese Formel?
Ich möchte das nicht Formel nennen, sondern eher Ansatz. Ich bin immer dem Paul McCartney-Credo gefolgt: „Take a sad song and make it better.“ Für mich ist das ein äußerst universeller Anspruch an Musik, den auch schon Mozart und Bach beherzigt haben. Melancholie ist seit Jahrhunderten ein wichtiger Bestandteil der Musik. Bei Simply Red hat alles mit dem Erfolg von „Holding Back the Years“ begonnen, der Song hat die Basis dafür gelegt, was man von Simply Red erwartet.
Warum funktionieren melancholische Lieder häufig so gut?
Weil sie dabei helfen, die Traurigkeit durchzustehen. Hat man dies geschafft, fühlt man sich besser. Und das ist doch letztlich viel schöner, als dass man einen fröhlichen Song hört, ihn aber nicht fühlen kann. Besser kann ich es nicht erklären, zumal ich Lieder nicht mit einer bestimmten Intention schreibe.