Max Richard Leßmann

Max Richard Leßmann

„Erst der Abgrund macht es für mich besonders.”

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  • Tim Bruening
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Zur Person

13. Juli 2023, Berlin. „Ich will zurück nach Westerland”, sangen Die Ärzte 1988, um ihre Sehnsucht nach den Stränden von Sylt auszudrücken. Wenn Max Richard Leßmann diese Sehnsucht schildert, rollt er damit auch ein bisschen Familiengeschichte auf, wie sein frisch erschienener Debütroman „Sylter Welle” zeigt. Unser Treffen spielt sich in passendem Ambiente ab. Die Berliner „Ankerklause” blickt zwar nicht auf die Nordsee, aber auf den Landwehrkanal. Statt Möwen gibt es Schwäne. Auf dem Balkon steht ein Strandkorb, und wenn sich der T-Shirt-Ärmel des Autoren ein wenig hochrollt, erkennt man dezente Tätowierungen.

Max Richard Leßmann, wie betont man das Wort „Oregano“?

(überlegt) Ich finde, man sollte es nach Möglichkeit immer so einrichten, dass jemand anderes dieses Wort für einen betont. Man könnte zum Beispiel die Verpackung in der Hand halten und jemanden mit einer gewissen Manipulationstechnik dazu bringen, den Begriff für einen auszusprechen, damit man ihn selbst gar nie sagen muss. Oder man tut so, als wüsste man nicht mehr, wie das heißt und lässt sich sozusagen daran erinnern. Ich werde ab jetzt auf jeden Fall versuchen, dieses Wort nie wieder auszusprechen.

Wie schade. Dabei haben Sie vor ein paar Jahren noch den schönen Satz geschrieben: „Denken Sie sich aus, wie der Mensch wohl riecht und schmeckt und wie er ‚Oregano’ betont – dann sind Sie verliebt.“

Habe ich das? Oh. Dann ist das vielleicht gar nicht so wichtig, wie man das Wort ausspricht. Leute hängen sich so oft an Betonung und Grammatik auf, dabei sind doch die Eigenheiten am schönsten und sollten eigentlich viel mehr gepriesen werden. Ich sage: Leuten ihre sprachlichen Eigenheiten wegzunehmen, ist eigentlich ein Verbrechen.

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