Marina Weisband

Marina Weisband

„Politik zu machen, schadet einer politischen Karriere.“

Fotos
  • Jan Düfelsiek
Leserbewertung

Zur Person

18. April 2024, Berlin / Münster. Irgendwann im Laufe des Gesprächs erzählt die Politikerin und Publizistin Marina Weisband, dass sie schon seit Jahren vor allem über das Thema Bildung sprechen möchte, aber bis dato kaum Gehör gefunden hat. Sicher, die frühere politische Geschäftsführerin der Piratenpartei, die sich inzwischen bei Bündnis 90/Die Grünen engagiert, war zuletzt viel in den Medien präsent – allerdings meist als ukrainische Stimme, die zu entschlossener Hilfe gegen Russland aufruft. Jetzt hat Weisband ein Buch mit dem Titel „Die neue Schule der Demokratie“ geschrieben, in dem es um die Beteiligung von Schülerinnen und Schülern und letztlich um eine gemeinschaftlichere Gesellschaftsform geht. Höchste Zeit also, auch mal das Thema Bildung anzugehen.

Marina Weisband, lassen Sie uns über Schultoiletten sprechen. Was ist Ihre Erinnerung an die Schulklos der Jugend?

Ich habe generell keine sehr positiven Erinnerungen an Schule, die Toiletten sind da keine Ausnahme. Sie sahen exakt so aus wie jede einzelne Schultoilette, die ich heute besuche, wenn ich deutschlandweit an Schulen unterwegs bin. Es gibt nie Klopapier, nie einen Handtuchspender. Wenn man Glück hat, gibt es Seife. Schulklos machen deutlich, welchen Stellenwert dieses Land seiner Bildung einräumt.

Stimmt, die meisten sind Orte des Grauens, fast wie Schottlands dreckigste Toilette aus dem Film „Trainspotting“. Allerdings haben Sie eine interessante Theorie zum Vandalismus, der dort gewohnheitsmäßig stattfindet …

Dieser Vandalismus wird ja meist als etwas Schlechtes geframt, ich glaube aber, dass die Schultoilette tatsächlich der letzte Ort der Schule ist, an dem junge Menschen ungestört gestalten können. Der Vandalismus ist hier Ausdruck des inhärenten menschlichen Bedürfnisses, die eigene Handschrift zu hinterlassen. Ich vergleiche das mit einem Kleinkind, das die Klötzchen eines Turms umschmeißt, weil es noch keinen bauen kann, aber möchte, dass seine Handlung etwas verändert. Wenn man Schülerinnen und Schülern keinen produktiven Weg anbietet, wie sie ihr Umfeld gestalten können, dann gestalten sie es negativ. Aus dem gleichen Grund ritzen sie ihren Namen in den Tisch.

Ab hier lesen nur GALORE-Abonnenten kostenlos weiter! Eines der vielen Abo-Extras.