Maria Furtwängler
„Wir Geschichtenerzähler tragen eine große Verantwortung.“
Zur Person
Maria Furtwängler (geboren am 13. September 1966 in München) stammt aus einer Künstler- und Politikerfamilie. Bereits als Siebenjährige stand sie für den Fernsehfilm „Zum Abschied Chrysanthemen“ vor der Kamera. Sie studierte Humanmedizin an der Universität Montpellier in Südfrankreich und wechselte nach dem Physikum an die Technische Universität München, wo sie 1996 promovierte. Parallel zum Studium spielte sie als Schauspielerin in der Serie „Eine glückliche Familie“ an der Seite von Maria Scheel. Nach der Promotion arbeitete sie als Ärztin, entschied sich jedoch, sich ganz der Schauspielerei zu widmen. Seit 2002 ermittelt sie als Kommissarin Charlotte Lindholm im „Tatort“, zunächst in Hannover und Umgebung, seit 2019 in Göttingen. Für ihre schauspielerische Arbeit wurde sie bereits mehrfach ausgezeichnet. 2003 erhielt sie für ihr gesellschaftliches Engagement das Bundesverdienstkreuz. Sie ist seit 1991 mit dem Verleger Hubert Burda verheiratet.
13. Februar 2020, Anruf bei Maria Furtwängler. Die Schauspielerin und Produzentin ist zunächst etwas überrascht, dass wir nicht über den kommenden Tatort sprechen wollen, in dem sie in der Rolle der Kommissarin Charlotte Lindholm auftritt. Stattdessen soll es im Interview um ihr gesellschaftspolitisches Engagement gehen: Mit ihrer MaLisa Stiftung setzt sich Maria Furtwängler für Frauen und Mädchen ein – insbesondere für eine vielfältigere Darstellung in den Medien. Im Interview erzählt sie von aus ihrer Sicht schockierenden Studienergebnissen und dringend notwendigen Maßnahmen – und lüftet das Geheimnis, warum eine Schule im Schwarzwald ihren Namen trägt.
Frau Furtwängler, Sie haben 2016 die MaLisa Stiftung gegründet, um weltweit Mädchen und Frauen zu stärken. Warum haben Sie sich dazu entschlossen, eine eigene Stiftung zu gründen, anstatt bereits bestehende Initiativen zu unterstützen?
Ich muss gestehen: Ich kannte mich damals im Stiftungsbereich sehr wenig aus. Ich bin daher, wenn man so will, mit einer großen Naivität aber gleichzeitig großer Bereitschaft an dieses Thema herangegangen. Tatsächlich kam die Idee, eine Stiftung zu gründen, von meiner Tochter Elisabeth. Die Vorstellung, gemeinsam an einem gesellschaftspolitischen Thema zu arbeiten, das uns beiden extrem am Herzen liegt, fand ich dann sehr schön. Wir, meine Tochter und ich, hatten ja zuvor schon zusammen mit der Organisation German Doctors das Projekt „MaLisa Home“ auf den Philippinen ins Leben gerufen.
Ein Zufluchtsort für Mädchen, die auf den Philippinen Opfer von Menschenhandel wurden. Wie kam es dazu?
Es ist ein Ort, an dem wir beide gewesen waren und an dem meine Tochter längere Zeit für ein Straßenkinderprojekt gearbeitet hatte. Sie hat dabei eben auch erleben müssen, welche Probleme es dort mit den Mädchen gibt, die in Zwangsprostitution oder auch Menschenhandel geraten. Diese Arbeit ist wichtig und wird auch fortgesetzt, wir haben uns aber darüber hinaus auch überlegt: Was können wir in Deutschland machen, um Frauen zu stärken? Und da war es für uns naheliegend, etwas zu tun, was nah an dem dran ist, was uns beide beschäftigt. Sie liebt ihre Musik, ich liebe meine Schauspielerei und bin jetzt auch Produzentin: Wir sind also beide in medienkünstlerischen Berufen tätig. Also dachten wir: Schauen wir uns doch mal an, was aktuell in den Medien und speziell in Film und TV der Stand der Dinge ist. Wie kommen Frauen und Männer da eigentlich vor? Wie sichtbar sind sie? Wie alt sind sie? Welche Rolle spielen sie?