Marco Bode
„Ich sehe Tradition als Qualität eines Clubs, nicht als Problem.”
Zur Person
Marco Bode (geboren am 23. Juli 1969 in Osterode am Harz) spielte zunächst bei seinem Heimatverein, dem VfR Osterode 08, bevor er 1988 zu Werder Bremen wechselte, wo er bis zum Ende seiner aktiven Laufbahn blieb. Eine Deutsche Meisterschaft, drei DFB-Pokal-Titel, der Europapokal der Pokalsieger stehen zu Buche, für die Deutsche Fußballnationalmannschaft schoss er in 40 Spielen neun Tore, wurde 1996 Europameister, 2002 Vize-Weltmeister. Bode gehörte später dem Aufsichtsrat von Werder an, ab 2014 als Vorsitzender. Nach dem Abstieg 2021 stellte er sich nicht zur Wiederwahl. Er lebt in Bremen, ist verheiratet und hat eine Tochter.
02. September 2022, Bremen. Majestätisch ragen die Flutlichtmasten des Weserstadions in den morgendlichen Himmel. Die Stimmung im leeren Rund ist beinah sakral, eine Windmaschine lüftet den perfekt getrimmten Rasen. Nicht einmal Club-Legende Marco Bode darf in diesem Moment das heilige Grün betreten. Der 53-Jährige nimmt es sportlich, kann sich einen Spruch dennoch nicht verkneifen: „Hätte der Platz zu meiner Zeit so gut ausgesehen, dann hätte ich noch 20 Tore mehr geschossen.“ Für das Interview setzen wir uns ins Café am Stadion. Neben einem Rückblick auf Bodes Karriere geht es vor allem um die bittere Erkenntnis und die Gründe dafür, dass „ weder Werder Bremen noch der HSV, noch Eintracht Frankfurt oder der VfB Stuttgart aktuell Deutscher Meister werden können”.
Marco Bode, als Uwe Seeler im Sommer dieses Jahres verstarb, war die Trauer riesig. Fast schien es, als hätten die Leute einen Verwandten verloren. Wie haben Sie das erlebt?
Das lag vor allem daran, dass Uwe ein völlig normaler Mensch war und genau dafür gefeiert wurde. Die Diskrepanz zwischen einem wie ihm und der heutigen Fußballwelt ist inzwischen sehr groß, das lässt viele nostalgisch werden. Ich kannte Uwe von einigen Begegnungen rund um die Nationalmannschaft und unseren Derbys. Gerade hier in Bremen war er sehr beliebt, es gibt viele Verbindungen zwischen ihm und der Stadt. In Grothenns Gasthaus wurde früher gern gefeiert. Ohne ins Klischee abrutschen zu wollen, aber das war die gute, alte Zeit. Wobei ich auch nicht zu denen gehöre, die immer wieder sagen, dass früher alles besser war.
Was war denn früher nicht besser?
Ich habe während meiner Karriere noch halb leere Stadien erlebt und Hooligans, die sich nach den Spielen geprügelt haben. Es waren auch deutlich weniger Frauen bei den Spielen.