Léopold-Joseph Bonny Duala-M'bedy

Léopold-Joseph Bonny Duala-M'bedy

„Fremdheitsdiskurs ist immer auch Machtdiskurs.“

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Zur Person

21. August 2021, Augsburg. Über Jahrhunderte wurde die Geschichte und die Philo-sophie von der kolonialen europäischen Gesellschaft bestimmt. Sie definierte, was als fremd galt – und etablierte damit Perspektiven, Hierarchien und Ausbeutung. Ausge-hend von seinen persönlichen Erfahrungen in der ehemaligen deutschen Kolonie Ka-merun entwickelte Léopold-Joseph Bonny Duala-M'bedy eine Theorie, die ihn zu einem Pionier der postkolonialen Kritik machte: Die von ihm begründete Xenologie entkoppelt das Fremdsein vom Subjekt und schaut stattdessen auf die Systeme, die interessensge-leitet den Begriff des Fremden instrumentalisieren, um Macht herzustellen. Ein Ge-spräch über eine Theorie, die nicht nur für Erkenntnisse, sondern auch für mehr Ge-rechtigkeit sorgen will.

Prof. Duala-M´bedy, Sie gelten als Begründer der Disziplin der Xenologie. Was ist der Kern Ihrer Erkenntnistheorie?

Die Xenologie ist eine fundamentale Kritik am europäischen Fremdheitsdiskurs – und damit eine grundlegende Kritik an Anthropologie und Ethnologie. Grundlage der klas-sischen Ethnologie ist das evolutionistische Denken, durch das die Hierarchisierung der Menschheit begründet worden ist. Was fehlte, war eine wissenschaftlich fundierte Ab-handlung gegen diese Form des Denkens. Mit meiner Theorie der Xenologie hat sich das geändert.

Welcher Gedanke liegt dieser Theorie zugrunde?

Die Fremdheit sowie der Umgang mit dem Fremden wird in der Xenologie durch den Begriff des „xenischen Systems“ abgelöst.

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