
Klaus Lemke
„Style kommt nicht mit der Post.“
Zur Person
Die Passion des am 13.10.1940 geborenen Klaus Lemke liegt schon seit Anfang seiner Arbeit als Regisseur bei kleineren Projekten mit Herz. Nach kurzfristigen Engagements als Regieassistenz am Theater in Düsseldorf und an den Münchner Kammerspielen veröffentlichte Lemke 1965 seinen ersten Kurzfilm, sein 1967 erschienener Film "48 Stunden bis Acapulco" machte ihn in der Szene bekannt. Seitdem ist der Regisseur für Milieustudien wie "Rocker" (1972) und "Amore" (1978) bekannt, die er oft in bairischer Mundart und mit Laiendarstellern dreht. 2011 drehte er seinen ersten Film in Berlin, "Berlin für Helden". Für sein Werk erhielt Lemke unter anderem schon einen Bambi, den Adolf-Grimme-Preis und den Filmpreis der Stadt München.
24.03.2009, München. Klaus Lemke plant trotz anderslautender Absichten doch wieder einen Film über seine Hassliebe-Stadt. „Schmutziger Süden – son kleiner haischwarzer Schwabing-Porno“ wird er heißen, wir treffen ihn vor Drehbeginn ebendort. Verabredet sind wir um 14 Uhr, um halb elf sagt er am Telefon: „Kommt jetzt schon in die Türkenstraße, dann haben wir den ganzen Tag!“ Kurz darauf schlendert er uns dort entgegen. Schiebermütze, Jeans, Tweedmantel. Mit seiner alten Sporttasche und lässig-schlenkernden Schritten überquert er die Kreuzung. Udo Lindenberg meets Mick Jagger, findet der Fotograf. Die coolen Posen hat der 68-Jährige jedenfalls noch drauf. Während er die Kreuzung überquert, blickt Lemke aus dem Schatten seiner Schiebermütze, die Augen zusammengekniffen. Dann bleibt er stehen, mitten auf der Straße, mustert uns. Geht weiter, streckt die Hand aus, aber seine Augen, die bleiben immer noch im Schatten. Kein direkter Blick
Die Begrüßung eben war interessant: kein Blickkontakt.
Klaus Lemke: Sie haben mich direkt angeschaut – typisch Hamburger, in München macht das niemand. Ich hasse es, Menschen, die ich nicht kenne, direkt in die Augen zu blicken, deshalb trage ich die Mütze. Ich kann mich dahinter verstecken.
Haben Sie die Sporttasche auch immer dabei?
Ich war gerade im Sportstudio, da gehe ich jeden Morgen hin. Die Dusche in meinem Apartment kann ich nicht benutzen, das warme Wasser funktioniert nicht. Deshalb ist das sehr praktisch. Aber jetzt mal zu unserem Interview, Cowboys. Ich habe mich vorbereitet. Morgens um fünf, wenn ich aufwache, kommen mir die besten Ideen, da habe ich mir was überlegt für euch. Lassen Sie uns über Mädchen reden, über Mädchen und Städte. Ich habe da schon ein Konzept.